Johannifeuer hat eine lange Tradition in Grainau. Alljährlich zum 23. Juni, am Vortag des Johannitags, werden die Berge in Flammen zelebriert. Neben den mutigen „Feuermachern“, die fleißig Brennmaterial nach oben transportieren und Feuerstellen vorbereiten, beobachten viele Einheimische und natürlich auch Gäste die Johannifeuer aus dem Tal.
Tourensteckbrief
Schwierigkeitsgrad: schwer
Streckenlänge: ca. 16 km (gesamt)
Aufstiege: 1.450 hm
Abstiege: 1.450 hm
Obwohl Johannifeuer ein schönes Brauchtum ist, gibt es natürlich auch Bedenken. Oftmals wird darüber diskutiert, ob aus Naturschutzgründen die Feuer am Berg verboten werden sollten. Bereits jetzt verwenden die „Feuermacher“ Bio-Diesel und Rapsöl als Brennstoff – oder manchmal sogar künstliche Lichtquellen, um hier umweltschonend vorzugehen. Allerdings muss das Feuer noch vor Ort angezündet werden, das heißt, in der Dämmerung muss man den Gipfel erreichen.
Auch die Gefahr einer Ausbreitung und ein Überspringen des Feuers auf den Bergwald kommen des Öfteren zur Sprache. Die Feuerplätze werden mit entsprechender Sorgfalt ausgewählt, sodass hier keine Gefahr ausgehen soll. Zudem ist der Juni in den Bayerischen Alpen in der Regel sehr nass mit Regenschauern über den Tag oder die Nacht verteilt. Der nasse Boden bietet einen zusätzlichen Schutz.
Zusätzlich steht die Sicherheit der Teilnehmer stets im Fokus. Besonders bei schlechtem Wetter wird das Bergsteigen und Klettern heikel für die „Feuermacher“. Manche bleiben dann auch über Nacht am Berg oder steigen mit Licht im Dunkeln ab. Glücklicherweise sind es alles erfahrene Bergsteiger. Besucher des Johannifeuers in den Bergen sollten sich hingegen immer an die öffentlichen Schauplätze halten und die ausgewiesenen Wege oder Gondeln nutzen, insbesondere nach Abschluss des Spektakels.
Die größte Frage ist aber immer die gleiche: Wird ein Gewitter kommen? Im Juni ist die Wahrscheinlichkeit eines Gewittersturms in den Alpen am höchsten: fast täglich ist Gewitter mit 50-70% angesagt, meistens am Abend oder in der Nacht. Umso wichtiger ist es, bei der Planung einer Bergtour zum Johannifeuer, die Wettervorhersage stets zu überprüfen. Am schönsten ist es natürlich, wenn sich die Sonne mit einem schönen Glühen am Abend hinter den Bergen verabschiedet und weiterhin keine Regenwolken aufziehen, um so das Johannifeuer mit den besten Aussichten zu erleben.
17:00 Uhr: Nachdem das Johannifeuer 2021 bei uns in Grainau so verregnet und stürmisch war, dass im Nebel fast keine Berge zu sehen waren, verspricht der Wetterbericht heute erfreulicherweise perfektes Sommerwetter. Tagsüber prüfe ich mehrmals die Wetteransagen und freue mich schon auf den kommenden Johannilauf. Heute habe ich vor zum Kramer aufzusteigen, möglicherweise einen kurzen Abstecher zu meinen alten Freunden am Ziegspitz zu machen, dann das Kramermassiv zu überqueren und zur St. Martinshütte abzusteigen, wo ich dann, kurz bevor es dunkel wird, meinen Freund treffe, um gemeinsam mit ihm die Bergfeuer zu bewundern. So parke ich mein Auto an der Maximilianshöhe in Garmisch und starte in Richtung Stepbergalm.
18:00 Uhr: Als ich das Sumsen von meinem Handy merke, bin ich schon lange unterwegs. Wer könnte mir gerade Nachrichten schicken? Die Nachricht kommt von meinem Freund, der schreibt, dass Gewitter und Regen vorhergesagt werden und er dann doch nicht zur St. Martinshütte gehen wird. Gewitter und Regen?! Das kann nicht sein, vor noch gut einer Stunde sah alles gut aus. Ich rufe die Wetter-App auf. Tatsächlich, jetzt steht plötzlich Gewitter mit 70% im Wetterbericht, und zwar in nur 2 Stunden! Vielleicht habe ich ja noch Glück und das Gewitter zieht vorbei. Ausgerechnet heute am Johanniabend. Ich laufe weiter bergauf und überlege mir, wie ich meine Pläne jetzt flexibel an die aktuelle Wetterlage anpasse. Der Abstecher zum Ziegspitz wird schon einmal gestrichen. Ich schaue zu, dass ich zur Stepbergalm komme und dort noch einmal nach dem Wetterbericht schaue.
18:30 Uhr: Aufgrund meiner guten Kondition erreiche ich schon nach 1:35 Stunde die Stepbergalm. So wie beim letzten Mal genieße ich herrliche Panoramablicke auf dem Weg. Die Alm ist offen, aber mit einer großen Gruppe besetzt, die scheinbar mit den Besitzern bekannt sind. Ich will nicht stören, schaue mir nochmal den Himmel an und prüfe weiter den Wetterbericht. Noch sieht es gut aus, ich habe noch Zeit und laufe weiter in Richtung Kramer.
18:50 Uhr: Ein paar Hundertmeter höher entscheide ich mich für eine kurze Pause. Ich nehme meine Trinkflasche und einen Apfel aus meinem Rucksack raus und setze mich einfach auf einen steilen Grashang mit herrlichem Weitblick auf das Zugspitzmassiv und den Ziegspitz. Und dann sehe ich sie. Die fette graue Wolke mit weißem Rand. Der weiße Rand bedeutet bei solchen Regenwolken oft, dass neben dem Gewitter noch Hagel kommt. Ich nehme den ersten Schluck aus meiner Trinkflasche, und die Wolke reagiert sofort mit einem leisen Grollen. Außerdem merke ich, dass sich eine typische Gewitterwolke am Zugspitzmassiv bildet. Das ist alles ein sehr schlechtes Zeichen. Dazu schickt mir mein Freund ein Screenshot aus der DWD-Warn-App, wo die wachsende Gewitterwolke an der Zugspitze und ihre Entwicklung über die Zeit gut auszumachen ist. Das bedeutet für mich jetzt auch den Rückzug anzutreten, um rechtzeitig vom Berg hinunter zu kommen.
19:00 Uhr: Nachdem ich meine Tour abbrechen musste und noch nicht so viele Höhenmeter hinter mir habe, ist der Abstieg recht easy und macht Spaß. Im oberen Bereich kommen mir mehrere Gämse entgegen, die den Weg extrem ungern verlassen, als ich vorbei komme. Mehr erstaunt bin ich allerdings über viele leichtsinnige Bergsteiger, die trotz des Wetterumbruchs das Johannifest am Berg feiern wollen. Auf meine Wettererklärung legen sie wenig Wert, sie glauben, dass sich das Wetter eventuell noch stabilisieren wird und das Gewitter am Ende vorbeizieht. Ich kann es nur für sie hoffen, mir geht die Sicherheit voran und steige weiter ab. Auch eine große Gruppe mit Kindern, die auf einem unbeschilderten Steig mit großen Rucksäcken zum Kramer aufsteigt, will die Wetterwarnung außer Acht lassen. Ich kann hier nur immer wieder an die Vernunft appellieren, Wetterwarnungen nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Denn man begibt nicht nur sich in Gefahr sondern auch die Retter, die im Notfall zur Hilfe gerufen werden. Und je nachdem wie sich das Wetter entwickelt, können auch diese nicht sofort zu Hilfe kommen.
20:20 Uhr: Ich erreiche wieder mein Auto und fahre nach Farchant zu meinem Freund, der auf mich zu Hause wartet. Der Himmel zieht langsam zu und es sind leichte Windböen zu spüren. Auch wenn meine Bergtour nicht so ausgefallen ist, wie geplant, bin ich mit meinem Johannilauf zufrieden, habe die schöne Zeit genutzt und bin nun wieder sicher daheim. Es ist schon Tradition bei mir am Johannitag auch eine Bergtour zu unternehmen. Ich ziehe mich kurz um und wir beobachten bei einem Kaffee noch einmal die Wetterlage vom Garten aus. Der Himmel ist inzwischen ganz schwarz geworden und die meisten Feuer werden jetzt schon angezündet, damit auch die Feuermacher noch sicher und rechtzeitig absteigen können. Schöne Bergfeuer sieht man jetzt schon am Brünnstlkopf neben der Notkarspitze, an unserem kleinen Schafkopf wurde das Gipfelkreuz mit Leuchten verziert, und auf der anderen Talseite ist in der tiefen Steinrinne am Fricken, aus der der große Wasserfall quellt, ein riesiges Lichtkreuz entstanden, das fast bis zum Gipfel erreicht! Respekt!
21:10 Uhr: Mein Freund holt sein Auto aus der Garage und wir wollen nochmal nach Garmisch und Grainau fahren, um dort die Feuer zu sehen. Gerade ist es noch trocken, aber schon nach der Ortsgrenze von Farchant plumpsen die ersten schweren Regentropfen aufs Auto. Nach wenigen Sekunden stürzt sich der Sturm auf uns. Der Regen strömt über die Fenster, es blitzt und kracht ohne Ende, und die Bergfeuer sieht man jetzt gar nicht, denn die gesamten Berggipfel sind im Nebel verschwunden!
21:30 Uhr: Trotzdem behalten wir die feierliche Laune und fahren eine große Runde über die Wankbahn Talstation, die St.Martinsstraße, wo man normalerweise den besten Blick Richtung Alpspitze, Schwarzenkopf und Waxenstein hat, und weiter nach Grainau. Die Straßen sind schon vom Regen überzogen. Es gibt dieses Jahr anscheinend nur wenige Bergfeuerfans, die es nach draußen gewagt haben, um die Bergfeuer anzuschauen. Dann lässt der Regen etwas nach und ich sehe kurz vor der Abzweigung nach Grainau das Kreuz am Mittleren Ziegspitz, das trotz des Sturms fleißig leuchtet! In Grainau gibt es in der Loisachstraße an der linken Seite einen Parkplatz, von dort lässt sich der beleuchtete Wettersteinkamm in der Regel am besten beobachten. Heute ist leider wegen Bewölkung nicht viel zu sehen.
22:00 Uhr: Zum Schluss fahren wir zum Gewerbegebiet „An der Zugspitze“ in Schmölz, wo die Supermärkte sind. Hier am Parkplatz stehen trotz des strömenden Regens mehrere Johanni-Enthusiasten, die die Bergfeuer beobachten und filmen. Das große Drama entwickelt sich gerade am Kramer, wo die meisten Feuer und dementsprechend die meisten „Feuermacher“ sind. Bei dem schwarzen Himmel ist der Kramer mit den Feuern und Gewitterblitzen sicherlich sehr beeindruckend, wenn ich außer Acht lasse, dass mir ja noch Bergsteiger-Gruppen begegnet sind, die auf den Berg wollten. Ich hoffe, dass alle rechtzeitig und sicher den Abstieg begonnen haben, denn Gewitter im Gebirge sind sehr tödlich. Ab und an kann ich noch leichte blasse Lichtstrahlen am Berg ausmachen, die von Kopfleuchten herrühren.
22:30 Uhr: Wir kommen wieder heim und beobachten noch von der Terrasse die letzten Feuer an den Gipfeln, die jetzt nach und nach ausgehen. Der Abend war ganz schön abenteuerlich, aber die Feuer waren wieder einmal sehr schön. Schade, dass das Wetter dieses Jahr nicht mitgespielt hat, aber manchmal muss man das Wetter nehmen wie es kommt und das Beste daraus machen. Und wenn man im Trockenen sitzt, ist es auch schön die Feuer zu sehen und den „Feuermachern“ zu danken, die sich jedes Jahr die Mühe machen um das Brauchtum fortzuführen, uns alljährlich ein besonderes Spektakel bieten und das im wahrsten Sinne bei Wind und Wetter. Hoffen wir, dass wir im kommenden Jahr mehr Glück haben und wir einmal mehr die Bergfeuer unter einer freien Wolkendecke miterleben können.
Tipps & Infos:
- Unsere Redaktion ist jedes Jahr beim Johannifeuer gerne dabei. Hier unsere Berichte aus dem Jahr 2018 und 2020.
- Man kann die Stepbergalm je nach Kondition als eine ganztägige Wandertour oder Teil der Kramer-Überquerung in Anspruch nehmen. Öffnungszeiten und sonstige Informationen finden sie hier, Montag ist Ruhetag.
- Wenn Sie einmal das Johannifeuer-Spektakel selbst miterleben möchten, das kann auch relativ einfach gehen. Bergbahnen in unserer Region bieten ab und zu Termine zum Johannifest. Ein Bergfeuer wird dann in der Nähe von der Bergstation gelegt und die Gäste können mit der Bahn anreisen – lesen Sie unseren Blog über die Sonnwendfeier am Wank.
- Das Brauchtum ist witterungsabhängig, so dass die Termine leider kurzfristig abgesagt werden können. Wenn Sie sich für eine Gipfelfeier entschieden haben, nehmen Sie warme Kleidung mit und beachten Sie die Sicherheitsregeln am Berg.
- Auch in Ehrwald kann man die Johannifeuer aus dem Tal sehr schön beobachten, besonders vom Golfplatz hat man einen tollen Ausblick auf die Zugspitze, den Tiroler Sonnenspitz und weitere Gipfel in der Mieminger Kette.
- Zusätzlich zum Johannifeuer wird in Oberammergau alljährlich zum 24. August der Geburtstag von König Ludwig II. mit Bergfeuern gefeiert. Am Hausberg Kofel wird eine brennende Königskrone errichtet, sonst werden die Feuer am Kofel und auf den umliegenden Bergen entfacht. Während die Illumination auf dem Kofel allmählich erlischt, bewegt sich ein langer Zug von „Feuermachern” mit Fackeln hinab ins Dorf, wo in den Gasthäusern bis in die frühen Morgenstunden gefeiert wird.
Johannifeuer - Berge in Flammen im Badersee-Blog
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