Dieser Beitrag ist in Kooperation mit der Bergwacht Grainau entstanden.
Die Sommersaison in den Alpen ist die Wanderzeit, deshalb veröffentlichen wir diese Hinweise, die für eine sichere Bergwanderung unabdingbar sind.
…Es ist 8.15 Uhr morgens, die Sonne scheint am Bahnhof Garmisch-Partenkirchen. Es wird ein schöner Wandertag – und die Zugspitzbahn ist wieder voll. Touristen aus aller Welt warten im Zugspitzbahnhof vor dem Drehkreuz.
So viele Besucher wollen hinauf auf Deutschlands höchsten Gipfel, dabei einige Bergsteiger mit Rucksäcken und Wanderstöcken, vor allem aber Freizeitgäste in Turnschuhen und Familien mit Babys und Kinderwagen. Viele Gäste sind dabei, die zuvor nie im Hochgebirge gewesen sind und erst durch die Bahn die Möglichkeit haben, alpine Bergwelten mit eigenen Augen zu sehen. Mit der Bahn kommt man meistens problemlos hin und zurück. Dennoch darf man aber nicht vergessen, dass die Berge ein besonderer Landschaftsraum sind, der seine eigenen Regeln aufstellt. Schlechte Wetterbedingungen, starke Winde und kurzfristige Wetteränderungen können dafür sorgen, dass der normale Betrieb manchmal unterbrochen wird und im seltenen aber schlimmsten Falle auch einmal Besucher auf dem Berg evakuiert werden müssen.
Damit jeder Besucher die Alpen von seiner schönsten Seite kennen lernt, möchten wir Ihnen einige Ratschläge und Tipps mit auf dem Weg geben. Beugen Sie Risikos vor und seien Sie vorbereitet.
Tourenplanung
- Wanderkarten oder elektronische Wander-Apps? Heutzutage haben alle Smartphone-User eine Möglichkeit, mit Wander-Apps von hervorragenden Wanderkarten zu profitieren. Die zwei Nachteile von Wander-Apps muss man jedoch bei der Planung beachten: schlechte Internet-Verbindung vor Ort und Stromverbrauch. Laden Sie die elektronische Wanderkarte für die ausgewählte Strecke in Ihr Handy im Voraus herunter. Zusätzlich können Sie eine Wanderkarte als Hardcopy mitnehmen. Wegen großen Datenmengen verursachen die Wander-Apps zusätzlichen Akku-Verbrauch. Dabei bieten viele Berghütten ihren Gästen keine Möglichkeit, den Akku zu laden, so dass Sie nach der Übernachtung unterwegs keine Karte mehr haben – und viel wichtiger keine Möglichkeit, im Notfall einen Notruf abzusetzen. Für den Fall ist es empfehlenswert, Powerbanks mitzunehmen.
- Informationen von Einheimischen. Auch wenn Sie Ihre Wanderung gut vorbereitet haben, es können ein paar Sachen bleiben, die Ihnen nicht bekannt sind. Lassen Sie sich gerne vor Ort von Einheimischen beraten und beherzigen Sie ihre Warnungen.
Ausrüstung
Wenn Sie eine Reise zum Nordpol planen müssten, woran würden Sie als erstes denken? Richtig: die Kälte. Nur ein Verrückter würde zum Nordpol ohne warme Kleidung reisen, sagen Sie. Warum denken dann so viele Menschen nicht daran, dass das Hochgebirge ebenfalls ein hartes Umfeld ist? Einige Unfälle, die bei der Bergwacht Bayern gemeldet werden, liegen an schlechter Ausrüstung oder falschem Verhalten. Sie werden staunen oder auch den Kopf schütteln, wenn Sie den ein oder anderen Besucher an der Gondel antreffen: flanierende Damen und Herren in Flipflops oder Highheels, Strandhose und Kleidchen. Eventuell ist auch noch ein Familienpicknick abseits von beschilderten Wegen geplant. Für jeden Ort sollte man also die passende Kleidung tragen. Was würden Sie sagen, wenn jemand in Skikleidung über die Kö oder dem Ku’damm flaniert?
- Festes Schuhwerk. Berg- oder Wanderschuhe sind eine Voraussetzung für jede Wanderung. Turnschuhe und Sneakers sind keine passenden Schuhe für die Berge – auch für leichte Strecken sind sie ungenügend! Wenn Sie eine längere Strecke vor sich haben, vergessen Sie nicht, Blasenpflaster mitzunehmen. Beim Abstieg wären auch Wanderstöcke wünschenswert, um Knieprobleme zu vermeiden – schon ab 500 Höhenmeter Abstieg bekommen viele ungeübte Menschen starke Knieschmerzen.
- Genügend Wasser & Essen. Nehmen Sie genügend Wasser mit – mindestens 1 Liter pro Person je 3 Stunden Wanderung. Erkundigen Sie sich im Voraus, ob Berghütten auf der Strecke vorhanden sind und ob diese an dem Tag und zu welcher Uhrzeit geöffnet sind. Im Zweifel nehmen Sie sich auch eine Brotzeit mit. Wenn Sie Wasser aus der Natur trinken müssen, denken Sie daran, dass ein klarer Bach auf seinem Weg nach unten oftmals durch eine Kuhweide fließt. Suchen Sie dann möglicherweise nach ganz kleinen Quellen, die direkt aus dem Fels entspringen. Viele alpine Pflanzen tragen schöne Früchte, die jedoch oftmals giftig sind. Essen Sie keine Beeren, die Sie nicht mit 100% Sicherheit bestimmen können. Aber auch tief hängende Beeren wie Brombeeren, Erdbeeren oder Himbeeren können gefährliche Keime übertragen.
- Warme Kleidung. Auch wenn der Wetterbericht Sommerhitze verspricht, muss man beachten, dass sich die Wetterlage am Berg und im Tal stark voneinander unterscheiden kann. Generell gilt die Formel: je 1000 Höhenmeter 8 Grad Celsius kühler. Auch die Temperaturschwankungen von 15 bis 20 Grad Celsius zwischen Tag und Nacht sind im Gebirge merkenswert: bei Sommerzeit wäre in der Regel morgens im Tal 7-10 Grad üblich, während des Tages liegen die Temperaturen bei 25 bis 30 Grad. Wer einen Hüttenaufenthalt mit Übernachtung plant, muss abends auf 1.600-1.900 m Höhe mit 0 Grad rechnen. Am besten tragen Sie am Berg auffällige Kleidung, so dass man in der Not schneller gefunden wird. Dazu packen Sie bei längeren Touren auch im Sommer eine Mütze, Handschuhe und Wechselkleidung mit (z.B. Funktionsunterwäsche).
- Regenschutz. Regen und Wind können die Wanderung unter Umständen unmöglich machen – wegen niedriger Temperaturen und erhöhter Rutschgefahr (siehe unten). Nehmen Sie eine Regenjacke bzw. bei leichteren Strecken einen Regenschirm immer mit. Kehren Sie lieber rechtzeitig um, wenn Sie merken, dass das Wetter umschlägt oder suchen Sie sich einen sicheren Platz, wo Sie eine kurze Regenschauer überbrücken können. Beachten Sie, dass der Boden bei Nässe schnell rutschig werden kann.
- Helm & Klettersteig-Set. Prüfen Sie, ob auf dem geplanten Weg auch Kletterstrecken vorhanden sind. Nehmen Sie dann einen Helm und ein Klettersteig-Set mit. Am Klettersteig nehmen Sie NIE beide Sicherungen raus – bleiben Sie immer gesichert! Es gibt Klettersteige die generell als „leicht“ gesehen sind, so dass viele Wanderer Ihre Kräfte überschätzen und ohne Klettersteig-Set laufen. Dadurch kann es zu tödlichen Unfällen kommen.
- Erste-Hilfe-Set. Das Set können Sie im Supermarkt oder an der Apotheke kaufen.
- Sonnenschutz & Kopfbedeckung. Die Strahlung im Hochgebirge ist viel stärker als im Tal und kann empfindliche Haut in einer kurzen Zeit schädigen. Auch auf Kopfbedeckung darf man bei starker Sonne nicht verzichten, um einen Sonnenstich zu vermeiden.
- Licht. Viele Stadtbewohner kennen keine Dunkelheit und gehen davon aus, dass es doch immer ein bisschen Licht gibt. Das stimmt aber in den Bergen nicht: nach dem Sonnenuntergang wird es in Kürze stockfinster. Achten Sie unbedingt auf die Zeit und vermeiden Sie in der Dunkelheit noch unterwegs zu sein. Nehmen Sie dazu eine Stirnlampe mit, bei längeren Touren auch mit Ersatzbatterien. Sie ist übrigens auch beim Zelten unabdingbar, wenn man in Finsternis ein Zeltlager aufschlagen muss. Auch in der Not wird man mit Signallicht schneller gefunden.
Wetterlage
- Planung. Bei der Vorbereitung achten Sie besonders auf die Wetterlage und Sturmwarnungen. Prüfen Sie die Wetterlage auch unmittelbar vor dem Start und womöglich regelmäßig unterwegs – in den Bergen sind schnelle Wetterumschwünge möglich. Verschieben Sie am besten Ihre Wanderung, wenn das Wetter nicht mitspielt. Wenn ein Unwetter plötzlich kommt und Sie müssen trotzdem weitergehen (z.B. wenn Sie schon zum Streckenende kommen oder wenn Sie eine Übernachtung auf einer Hütte gebucht haben), versuchen Sie es, den verbleibenden Weg zeitlich zu schätzen und sich mögliche Verstecke auf dem Weg zu merken, die Sie in der Not schnell erreichen könnten.
- Erhöhte Rutschgefahr bei Nässe. Nässe in den Bergen ist gefährlicher als im Tal. Steine und besonders Holzstufen an Wanderwegen werden extrem rutschig, man muss sie deshalb mit Vorsicht betreten. Schmale Gehwege im Steilgelände sind bei Nässe zu vermeiden, besonders nach Dauerregen oder im Frühling wenn im Hochgebirge noch teilweise Schnee liegt. So kann der Weg buchstäblich unter Ihren Füßen in den Abgrund abrutschen! Machen Sie Ihre Wanderung am besten einige Tage später nach dem Regen, wenn die Wege garantiert trocken und fest sind. Steile Wege lassen sich bei Nässe oft nur von unten nach oben besteigen – suchen Sie sich dann im Voraus eine alternative Strecke für den Abstieg, die nicht so gefährlich ist.
- Frost & Vereisung. Wegen Luftdruck- und Temperaturunterschiede können sich die Wetterbedingungen unten und oben stark unterscheiden: was unten als Nebel aussieht, kann oben als Nieselregen kommen, der alles rutschig macht. Regen im Tal wird bei entsprechenden Temperaturen dagegen oben zu Schnee. Viele Wanderer werden im Hochgebirge auch im Sommer bei schlechtem Wetter von Schnee überrascht – dafür haben sie oft keine Steigeisen mit und müssen dann wegen Glätte vom Bergwachtpersonal geborgen werden. Das Gleiche gilt für Gletscher, die bei Sommertemperaturen schmelzen und gefährlich rutschig werden.
- Flutwellen. Bei starkem Regen können Bergflüsse und –bäche augenblicklich aufschwellen, besonders in Engstellen wie Canyons. Es können meterhohe Flutwellen entstehen. Bei Unwetter vermeiden Sie dann Flussbetten und enge Täler. Gefährlich können auch künstliche Stauseen in den Bergen und Staudämme an den Stromanlagen sein: unter Umständen wird der Überfluss schnell ins Tal abgeworfen. Die Bereiche unterhalb von einem Staudamm dürfen also nicht betreten werden und gelten nicht als Picknickort.
- Steinschlag. Für Steinschlag kann es viele Gründe geben. Vor allem bei Windböen oder neben Kalksteinfelsen besteht oft eine Steinschlaggefahr. Bei der Routenplanung prüfen Sie, ob die von Ihnen ausgewählte Strecke steinschlaggefährlich ist und wenn es der Fall ist, nehmen Sie dann einen Helm mit. Der Kalkstein zerfällt mit der Zeit durch den Wechsel von Kälte und Hitze, so dass von manchen Steinwänden z.B. in der Mittagssonne bzw. bei Sommerhitze kleine Steinstücke abfallen können. Wenn Sie einen Steinfall ausgelöst haben – oder einen Stein von oben fallen gesehen haben – rufen sie einfach ganz laut: „Stein!“, so dass die Mitwanderer unten Bescheid wissen, dass ein Stein kommt. Selbstverständlich muss man es vermeiden, bei Sturmwarnung in die Berge zu gehen.
- Lawinengefahr. Noch bis Ende Juni besteht in höheren Lagen eine Lawinengefahr. Wenn Sie eine Hochtour planen, beachten Sie die Schneesituation auf Ihrer Strecke.
- Gewitter. Das Gewitter ist ohne Zweifel das gefährlichste Ereignis in den Bergen. Die unmittelbare Gefahr bei Gewitter ist nicht nur der Blitzschlag, obwohl jährlich in Deutschland bis 100 Menschen vom Blitz getroffen werden. Natürlich muss man möglicherweise vermeiden, bei Donnerwetter zu wandern – informieren Sie sich denn im Voraus beim Deutschen Wetterdienst oder laden Sie eine Gewitter-App herunter.
- Gewitter frühzeitig erkennen und Gipfel so schnell wie möglich verlassen.
- Zum nächstmöglichen Versteck zurückziehen - weg von exponierten oder wasserführenden Bereichen.
- Nicht unter den Bäumen verstecken. Besonders alleinstehende Bäume können von Blitzen geschlagen werden. Von Felsenwänden mindestens 2 m Abstand halten.
- Zelte und kleine Grotten bieten keinen Schutz. Höhlen kann man dazu nutzen, wenn sie groß genug sind: der Abstand zu Wänden und Eingang muss mindestens eine Körperlänge oder mehr betragen. Sicher ist man nur in einer Hütte mit Blitzableiter.
- Gruppen verteilen sich.
- Metallene Ausrüstungsgegenstände entfernt ablegen und mit geschlossenen und angezogenen Beinen auf isolierende Ausrüstung (trockener Rucksack, Seil usw.) hinkauern. Je weniger Kontaktfläche zum Boden besteht, desto besser.
- Am Klettersteig mit Selbstsicherung gesichert bleiben, dabei eher an Eisenklammer als am Drahtseil festmachen.
Körperliche Vorbereitung und Akklimatisation
- Überschätzen Sie Ihre Kräfte nicht. Die meisten Wanderstrecken in den Alpen sind gut beschildert und Sie können damit Ihre Ankunftszeit gut schätzen. Einsteiger müssen aber dabei eher mit einer längeren Zeit rechnen. Auch wenn Sie z.B. durch regelmäßiges Fitness-Training oder Schwimmen überdurchschnittlich fit sind, gilt das nicht unbedingt bei Bergsteigen. Man braucht etwas Zeit, um das Gefühl für sein richtiges Tempo und Möglichkeiten zu bekommen.
- Höhenkrankheit. Bei manchen Menschen, die zum ersten Mal ins Hochgebirge kommen, kann die Höhenkrankheit vorkommen, die im Extremfall zu Hirnödem führen kann. Mögliche Symptomen sind Übelkeit, starke Kopfschmerzen und Kräfteschwund. Personen mit Höhenkrankheit müssen schnellstmöglich ins Tal abtransportiert werden.
- Beschilderte Wege nicht verlassen. Es gibt in den Alpen sehr viele Wege, aber nur beschilderte Wege sind zum Wandern geeignet. Nutzen Sie also nie die Wege ohne Beschilderung bzw. die nicht in Ihrer Wanderkarte eingezeichnet sind. Wenn Sie kein Schild finden und unsicher sind, ob Sie richtig abbiegen, drehen Sie sich herum und sehen Sie sich die Kreuzung aus der anderen Richtung an. So erkennen Sie wieder die Stelle (falls Sie später ein Stück Weg zurück laufen) und wissen genau, in welche Richtung Sie weiter müssen. Wenn Sie sich durch einen unbeschilderten Weg verlaufen haben und der Weg plötzlich verschwunden ist, gehen Sie nicht weiter – es kann gefährlich sein. Kehren Sie dann zurück bis zur Stelle, die auf Ihrer Wanderkarte deutlich markiert ist. Merken Sie sich zu jeder Zeit Ihren Standort – im Notfall sind das die wichtigsten Informationen für den Rettungsdienst.
- Alpinnotruf 112. Im Notfall rufen Sie die Rettungszentrale an – hier finden Sie die Anweisungen für die richtige Nutzung der Notruflinie. Beachten Sie dabei die „6Ws“:
- Wo ist der Unfall passiert? Das müssen Sie wissen – der Rettungsdienst kann Ihren Standort nicht bestimmen. Erst nach Anfrage beim Anbieter lässt sich der Standort mit Genauigkeit von Kilometern kalkulieren und es dauert. Also am besten wie gesagt den Standort immer merken – das können Sie auch mit Ihrem Smartphone.
- Was ist geschehen? Beschreiben Sie genau den Unfall.
- Wie viele Verletzte?
- Welche Art von Verletzungen? Gibt’s lebensdrohende Verletzungen?
- Wer meldet den Unfall? Wie kann man zurückrufen?
- Wetterlage am Unfallort?
Die Natur respektieren und keine Spuren hinterlassen
Nehmen Sie Ihren Müll immer ins Tal mit und verlassen Sie jeden Ort wie Sie ihn gefunden haben. Das gilt besonders für Hundebesitzer. Lassen Sie die Ausscheidungen Ihres Hundes nicht im Bergwald liegen. Bei Tieren ist es üblich, Exkremente anderer Tiere zu fressen. Hundekot enthält dabei Substanzen, die in der Natur nicht vorkommen. Hundekot ist also für Tiere (insbesondere für Kühe) und Pflanzen giftig und zerstört dabei langfristig ihr natürliches Areal. Nehmen Sie bitte die Hundekottüte unbedingt ins Tal mit. Außerdem dürfen Hunde im Bergwald nicht freilaufen – damit können Wildtiere gestört werden.
Wir sind alle in den Bergen nur zu Gast. Helfen Sie uns bitte, unsere herrliche Natur zu verschonen!
Wir wünschen Ihnen alle eine tolle Zeit in den Bergen mit fantastischen Aussichten und Natureindrücken.
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