An schönen trockenen Herbsttagen bietet die Alpspitze zahlreiche Klettergebiete für Outdoor-Fans - von kleinen leichteren Kletterrouten für Anfänger über die Kombitouren über die Alpspitz-Ferrata bis hin zu anspruchsvollen Mehrseilstrecken für Alpinkletterer.
Tourensteckbrief
Schwierigkeitsgrad: Klettern alpin 3/4, Ferrata A/B
Aufstiege: 300 hm
Abstiege: 300 hm
Die Rolle der Alpspitze (2.628 m) im Leben der Garmisch-Partenkirchener darf man nicht unterschätzen. Im gesamten Zugspitzmassiv sticht die Alpspitze mit Abstand heraus, wenn man aus der Richtung München ins Loisachtal kommt. Viele Touristen verwechseln den imposanten Gipfel locker mit der Zugspitze, da die Zugspitze sich hinter der Alpspitze anschmiegt und zunächst kleiner wirkt. Bei Sonnenaufgang lässt die Sonne den Berg als erstes im Licht erstrahlen, während die Zugspitze noch im Nachtschatten steht. Während der Gipfel der Zugspitze, als höchsten Berg Deutschlands, Touristen von aller Welt bevölkern, und selbst das Gipfelkreuz „leicht“ über einen kleinen Klettersteig erreichbar ist, ist der Alpspitzgipfel hingegen nur von den harten Kletterern erreichbar. Dadurch ist „der Oibspitz“ im wahrsten Sinne der Hausberg Garmisch-Partenkirchens.
Sowohl der ästhetische als auch der sportliche Wert der Alpspitze ist bemerkenswert. Für einheimische Bergsportler ist die Alpspitze und die nahe gelegene Gegend bei jeder Jahreszeit Anziehungspunkt. Im Winter begeistert der Berg Skifahrer und Skitourengeher, im Sommer Wanderer und Kletterer. Er bietet Anschluss zum schönen Reintal und ins hinreißende Höllental, zahlreiche Hütten mit und ohne Übernachtungsmöglichkeiten befinden sich hier.
Da der September im Werdenfelser Land immer wieder die besten Wetterbedingungen bietet, machen wir heute eine kleine Klettertour an der Alpspitze. Viel geplant ist nicht: wir starten von der Bergstation Osterfelder und klettern 5 Seillängen zum sogenannten "Herzl" hoch, bis wir zum Steig kommen, der Richtung Alpspitz-Ferrata führt, und dann steigen wir über die Ferrata einfach ab.
10:00 Uhr: Wir bekommen einen der letzten Parkplätze im Tal und fahren mit der Alpspitzbahn hoch. Die Gondel ist bei schönem Wetter wie immer gut belegt, es sind viele mit Kletterausrüstung dabei und neben uns steht eine große Paraglider-Gruppe. Der Klettergarten ist von der Bergstation Osterfelderkopf (2.033 m) ca. 20 Gehminuten entfernt. Im leichten Nebel liegt Garmisch-Partenkirchen unten im Tal. Der Morgentau ist schon in der weichen Herbstsonne verdunstet und die Felsen sind meistens trocken. Die Luft duftet nach herben Kräutern, in der Windstille fliegen Falter, Fliegen und Bienen herum.
10:30 Uhr: Der Klettergarten ist schon gut besetzt. Wegen Steinschlaggefahr macht es Sinn, gleich bei der Ankunft den Helm auf den Kopf zu setzen. Die Topos sind etwas unverständlich und wir suchen lange nach unserer Kletterstrecke. Endlich sind wir richtig – hier ist die Übungsstrecke der Bergwacht, die wir ausprobieren wollen. Wir schießen beide Halbseile einmal durch und mein Ausbilder geht als erster los. Die Rucksäcke nehmen wir mit.
Leider muss man anmerken, dass die Klettersteige auf der Alpspitze meistens etwas chaotisch organisiert sind. Der Abstand zwischen den Haken ist manchmal so groß, dass man glaubt, sich verlaufen zu haben. Dazu besteht auf der gesamten Kletterwand bis zum Gipfel eine Steinschlaggefahr. Im oberen Bereich der Alpspitze liegen einzelne Steine ganz locker auf der Felsenfläche. Wenn sich das Seil nur leicht bewegt, können die Steine abgehen und den Nachfolger verletzen. Also aufpassen!
11:00 Uhr: Die erste Seillänge war einfach, aber die Zweite ist deutlich schwieriger. Diesmal muss ich vorsteigen und die Haken selbst suchen. Immer wieder konzentriere ich mich auf meine Füße, um den optimalen Druck auf den Felsen mit meinem Gewicht zu sichern. Manchmal muss man hier mit reiner Reibung durchkommen, da der Fels ziemlich glatt ist. An einer Stelle komme ich nicht mehr zurecht und hocke ewig am Felsen, bevor ich eine passende Lösung finde. Die letzte Sicherung ist 1 Meter unterhalb von mir und meine Hände werden nass als ich glaube, dass etwas schief laufen kann. Aber am Ende bin ich durch.
11:30 Uhr: Jetzt kommt mein Ausbilder wieder nach vorne und ich muss sichern. Nach kurzer Zeit hat er sich verlaufen und findet keinen einzigen Haken mehr. Das grüne Seil, das an meinen Füßen liegt, scheint einem schokoladenfarbigen Falter gut gefallen zu haben. Der setzt sich immer wieder drauf und genießt die Sonne. Am Felsen wachsen überall rosablühende Herbstenziane und kleine Steinpflanzen. Mein Ausbilder verschwindet inzwischen hinter dem großen Felsen oberhalb. Ich weiß nicht ob er den nächsten Stand gefunden hat oder nicht. Er hat doch keine einzige Zwischensicherung gehabt! Endlich zieht er am Seil – hat den Stand erreicht. Jetzt darf ich nachkommen.
12:30 Uhr: Der Fels besteht hier komplett aus Bruch und ist sehr gefährlich. Ich muss mich hier sehr vorsichtig bewegen und jeden Stein prüfen, damit unseren Nachfolgern keine losen Steine abbekommen. Trotz meiner Bemühungen, bricht ein großer Stein ab! Ich warne ganz laut die Nachfolger. Die schwierige Stelle ist endlich vorbei und ich sehe schon den Stand.
13:00 Uhr: Jetzt bleiben nur noch zwei Seillängen bis zum Endpunkt. Zunächst kommt eine gute feste Felsenwand, wo es keinen Bruch mehr gibt - dafür noch ein paar schwierige Stellen, wo ich mich durchkämpfen muss. Bei einem erfolgreichen Vorsprung fliegt meine nagelneue Sportbrille nach unten. Zum Glück landet sie hinter einem Stein und kann von unseren Nachfolgern mitgenommen werden. Plastikbrillen sind ja sehr praktisch – durch ihren spektakulären Absturz hat meine Brille nur ein paar kleine Kratzen bekommen! Jetzt nähere ich mich schon dem letzten Stand.
13:30 Uhr: Geschafft! Mit dem Klettern ist für heute beendet, wir schießen die Seile nochmals durch und packen sie in die Rucksäcke. Die Alpspitz-Ferrata ist nur ca. 150 Meter von uns entfernt. Von hier aus kann man auch weiter bis zum Alpspitzgipfel klettern – die ca. 550 m hohe 15-seilige Tour kann man ebenfalls über die Ferrata abschließen.
Nach einer kleinen Pause, um den Durst zu löschen und den Ausblick zu genießen, finden wir problemlos den Weg und steigen über die Ferrata ab. Unten laufen wir weiter Richtung Bergstation und fahren mit der nächsten Gondel wieder ins Tal.
Tipps & Infos:
- Top-Zeiten beachten: Die Alpspitzbahn sowie der Klettergarten und die Alpspitz-Ferrata sind sehr beliebt. Bei schönem Wetter sind die Kletterstrecken gut besetzt und an der Ferrata muss man wegen hoher Besucheranzahl mit Verzögerungen rechnen.
- Steinschlaggefahr: Helm im gesamten Kletterbereich erforderlich.
- Orientierung: Nur wenige Haken, die manchmal schwer zu finden sind.
- Öffnungszeiten Seilbahn beachten: Bei ganztägigen Touren kann es dazu kommen, dass man die letzte Seilbahn verpasst. Um ins Tal zu Fuß zu gelangen, muss man zusätzlich 2-3 Stunden mitrechnen. Die Talstrecke führt über die Hochalm und die Kreuzalm, wo man eine schöne Pause machen kann, und landet an der Alpspitzbahn Talstation. Der untere Abschnitt ist ein steiler rutschiger Schotterweg, der teilweise an der Kandahar-Skipiste liegt.
- Speziell für Anfänger: Es gibt in Garmisch-Partenkirchen Kletter-Guides, die gebucht werden können und für mehr Sicherheit sorgen. Fragen Sie beim Alpenverein nach.
Klettern im Zugspitzland:
- Klettersteig Alpspitz-Ferrata
- Kletterwald & Hochseilgarten in Partenkirchen
- Kletterhalle Ehrwald
- Klettergarten Frauenwasserl (Oberammergau / Ettal)
- Klettergarten Sonnenplatten Scharnitz
- Klettergarten Fuchsschrofen Nassereith
- Klettergebiete bei Garmisch-Partenkirchen
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