Die Besteigung der Alpspitze (2.628 m ü. NHN) ist im Sommer über mehrere Routen möglich. Je nachdem wie viele Höhenmeter man überwinden möchte, bestehen für Wanderer an der Alpspitze durch die Bergbahnen zahlreiche Möglichkeiten, die Routen zu verlängern oder zu kürzen und mit Nebenaktivitäten abwechslungsreich zu gestalten. Mit dem Startpunkt am Kreuzeck, in Hammersbach, am Hausberg oder sogar in der Partnachklamm, stehen dem Bergsteiger eine Dutzend Optionen zur Verfügung, den beliebten Gipfel zu erreichen.
Nachdem die Auswahl so breitgefächert ist, beschreiben wir hier im Badersee-Blog zwei Routen – eine mäßige Tour für Anfänger mit Vorkenntnissen und eine schwere Tour für geübte Bergsteiger. Die beliebte Alpspitz-Ferrata (Klettersteig A/B) gilt mit ca. 600 hm als leichteste Strecke an der Alpspitze. Und die anspruchsvolle (2.100 hm) Rundwanderung von Hammersbach über Höllental, Matheisenkar (Klettersteig B/C), Alpspitzgipfel und Schöngänge (Klettersteig A/B) lässt das Herz eines erfahrenen Bergsportlers höher schlagen.
Teil 1: Besteigung der Alpspitze über die Alpspitz-Ferrata
Alpspitze für Fortgeschrittene: Rundwanderung über Höllental, Matheisenkar, Alpspitze & Schöngänge
Tourensteckbrief
Schwierigkeitsgrad: schwer
Streckenlänge: ca. 22 km
Aufstiege: 2.100 hm
Abstiege: 2.100 hm
Diese Traumtour für ambitionierte und erfahrene Bergsteiger startet in Hammersbach. Auf dem Stangensteig geht es ins Höllental, dann von der Höllentalangerhütte ins Matheisenkar. Über den Klettersteig gelangt man zur Grießkarscharte und weiterhin zum Alpspitzgipfel. Vom Gipfelkreuz geht es dann über den Ostgrat bergab zum Bernadeinsattel und auf dem Schöngänge-Klettersteig zur Hochalm. Der Abstieg erfolgt vom Kreuzeck auf dem Jägersteig zurück nach Hammersbach.
Die Zeiten im Text können für erfahrene Bergsportler als Referenz dienen. Weniger geübte Bergsteiger sollten diese Tour nicht begehen und sich besser eine leichtere Strecke aussuchen. Die Tour ist nur von Mitte Juni bis Oktober und bei passendem Wetter machbar. Für diese Tour ist es besonders wichtig, allgemeine Sicherheitshinweise für Bergsteiger zu beachten.
10.00 Uhr: Bei schönem Wetter ist die Verkehrssituation in Garmisch an Wochenenden manchmal sehr gespannt, so fahre ich mit dem Fahrrad nach Hammersbach. Hier geht es los auf dem Normalweg in Richtung Höllentalklamm - bis zur ersten Gabelung, wo die meisten Wanderer nach links zum Klammeingang abbiegen. Für mich geht es nach rechts in Richtung „Höllentalangerhütte über Stangensteig“. Den Stangensteig haben wir im Badersee-Blog bereits beschrieben: in der Hochsaison ist er eine gute Alternative zur Höllentalklamm für diejenige, die die Klamm bereits besucht haben und große Menschenmassen meiden möchten. Dazu ist der Stangensteig kostenlos. Dabei hat er ca. 200 bis 250 Höhenmeter mehr als der Normalweg und fordert etwas mehr Trittsicherheit.
11.30 Uhr: Nach ca. 1,5 Stunden erreiche ich die Höllentalangerhütte (1.387 m). Direkt von der Hütte beginnt die kleine Route zum Matheisenkar – den Wegweiser findet man an der Brücke. Die Route ist zum Teil ein seilgesicherter Klettersteig B/C, der oben an der Grießkarscharte (2.463 m) endet. Die Gehzeit auf den Schildern ist mit 3 Stunden eingegeben.
Nach einer Trinkpause geht es weiter. Die Strecke ist generell weniger bekannt als viele andere Touren im Höllental und wird meistens als Abstiegsroute von der Alpspitze und Jubiläumsgrat benutzt. Allerdings ist sie im Aufstieg sehr zu empfehlen. Die malerische Hochtalseite oberhalb von der Hütte ist ein kleines Paradies mit Felsen, Latschen und Alpenpflanzen. Und auch wenn der Aufstieg zum Matheisenkar gleich extrem steil und schweißtreibend wird, umso belohnender ist das obere flache Stück, bevor man ins kahle Kargebiet reinkommt.
13.30 Uhr: Der felsige Steig wird zunehmend zum Schotter und ich erreiche den Einstieg zum Klettersteig. Der Ausgangspunkt liegt am Fuße der Felsenwand und ist gut sichtbar. Ich ziehe meinen Klettergurt an und die Gehstöcke werden bis auf weiteres in den Rucksack geräumt. An dieser Stelle kann man sich direkt am Drahtseil sichern, allerdings wird die Route nach wenigen Metern etwas flacher und noch schroffiger, so dass keine Seilsicherung mehr da ist und der Klettergurt nichts mehr bringt. Über eine Stunde muss man durchs Gelände frei klettern. Auf der weiteren Route kommen mir viele Wanderer entgegen, die mit der ersten Bergbahn über die Alpspitz-Ferrata aufgestiegen sind und gerade ins Höllental absteigen wollen. Die Route wird immer steiler und die Felsen sind nicht mehr so brüchig. Die obersten 300-400 hm sind wieder mit einem Seil gesichert. Hier macht Klettern recht viel Spaß und der Blick ins Höllental und auf die umliegenden Berge ist atemberaubend.
15.15 Uhr: Nach den letzten seilgesicherten Kurven erreiche ich die Grießkarscharte. Hier gönne ich mir eine längere Pause und eine Brotzeit, bevor es weiter auf den windigen Alpspitzgipfel geht. Eine Maus und eine Alpendohle leisten mir ihre nette Gesellschaft und werden mit einem Apfelbutzen, Brotkrummeln und etwas Nüssen belohnt. Die Scharte liegt am berühmten Jubiläumsgrat – die historische hochalpine Route, die Anfang des 20. Jahrhunderts zwischen der Zugspitze und dem Hochblassen errichtet wurde. Von hier sind es noch ca. 150 Höhenmeter bis zum Alpspitzgipfel, den ich schon bald auf einem leichten ungesicherten Klettersteig (A/B) erreiche.
16.15 Uhr: Die Alpspitze begrüßt typischerweise mit einem starken Gipfelwind und ihren mondähnlichen Landschaften. Obwohl die Sicht heute überdurchschnittlich gut ist, macht eine Pause am Gipfelkreuz leider wieder keinen Sinn. Nachdem ich hier auf der 2.628 m Höhe den heutigen Höchstpunkt meiner Wanderung erreicht habe, ziehe ich mir eine warme Windjacke an, hole meine Gehstöcke aus dem Rucksack wieder raus und ab geht es ins Tal.
Der Abstieg liegt für mich heute über den Nordgrat. Steil und weglos geht es durch den Schotter, bis ich nach ca. 200 hm die ersten Schrofen erreiche. Hier verliert man sehr leicht die Route. Man merkt zahlreiche Spuren, die systemlos vom Nordgrat zum Oberkar verlaufen. Im Sommer ist es zwar nicht unbedingt gefährlich, aber von der Tourenplanung aus nicht optimal. Die Normalroute am Grat ist zeitsparend angelegt und bietet sogar gesicherte Strecken. Einen eigenen Weg durch die schrofige Wand zu finden kostet viel Zeit und Kräfte.
17.15 Uhr: Am Oberkar kommen die vielen Wege wieder zusammen. Hier erreicht man eine beschilderte Gabelung. Geradeaus geht es über den Nordwandsteig zur Bergstation Osterfelderkopf. Da ich auf jeden Fall zu Fuß absteigen wollte, nehme ich den rechten Weg in Richtung Bernadeinkopf und Schöngänge. Nach ca. 15 Minuten stehe ich bereits am malerischen Bernadeinsattel – eine tolle Gelegenheit für eine entspannte Trinkpause mit Blick. Wer noch Zeit und Kräfte hat, kann seine Pause gerne zum Bernadeinkopf verlegen – das Gipfelkreuz ist von hier nur max. 50 hm entfernt. Direkt am Wegweiser startet hier am Sattel der Klettersteig „Schöngänge“, der im Sommer als Abkürzung zwischen dem Alpspitzgipfel und der Hochalm dient. Der seilgesicherte Klettersteig ist technisch leicht (A/B), erst das untere ungesicherte Stück durch den Schotter ist etwas anspruchsvoller. Nach den letzten steilen Höhenmetern stehe ich an der Skipiste und folge der Straße über die Hochalm in Richtung Kreuzeck. Diese „Hauptstrecke“ ist recht breit und durchaus gut ausgeschildert.
18.30 Uhr: Der Jägersteig, den ich heute für den Abstieg in Anspruch nehmen würde, beginnt am Kreuzecksattel. Kurz vor dem Kreuzeckhaus beugt man nach links ab zur Längenfelderbahn. Die Route verläuft direkt am Fundament der Bergbahn vorbei und führt dann in breiten Schleifen durch den dichten Wald ins Tal. Die beliebte Route ist zwar steil, aber breit und wird vom Alpenverein regelmäßig gepflegt. Nach ca. Dreiviertelstunde erreiche ich die Forststraße, der ich kurz nach links folge. Nach der Schranke ist die nächste Abzweigung ins Tal nur ca. 300 m entfernt - hier geht es von der Straße steil durch die Himbeersträucher wieder in den Wald. Der Routenverlauf ist abwechslungsreich und gut markiert. Über Forststraßen, Bergwiesen und Moore kommt man anschließend nach Hammersbach. Das letzte Stück des Jägersteigs ist allerdings recht marode und kann bei Nässe sehr rutschig sein. Gegen 20 Uhr stehe ich wieder an meinem Fahrrad und freue mich auf eine Dusche und meine Couch.
Tipps & Infos:
- Anreise: vom Hotel am Badersee ist Hammersbach mit der Zugspitzbahn, mit dem Eibsee-Bus oder auch zu Fuss gut zu erreichen. Für Autofahrer sind Parkplätze am Kreuzeck und in Obergrainau / Hammersbach verfügbar (gebührenpflichtig)
- Höllentalklamm: Info & Öffnungszeiten
- Höllentalangerhütte: Info & Öffnungszeiten
- Hochalm: vorübergehend geschlossen
- Kreuzeckhaus: Info & Öffnungszeiten
- Der Badersee-Blog: Zur Höllentalangerhütte über den Stangensteig
- Der Badersee-Blog: Alpen "for Dummies" - Sicherheit im Gebirge für Einsteiger im Sommer
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