Der Weg durch die Kuhflucht zum Hohen Fricken gehört zu meinen Lieblingswanderwegen im Loisachtal. Ein warmer und sonniger Tag Ende Mai bietet eine perfekte Möglichkeit für eine Erkundungstour auf die Berge. Ob der Kamm schon schneefrei ist und die Wege oben wieder begehbar sind? Heute kann ich prüfen, ob die Gipfelwandersaison wieder starten kann.
Tourensteckbrief
Schwierigkeitsgrad: schwer
Streckenlänge: ca. 13 km (gesamt)
Aufstiege: ca. 1300 m
Abstiege: ca. 1300 m
Die Zeiten im Text können für erfahrene Bergsportler als Referenz dienen. Weniger geübte Bergsteiger sollten wesentlich mehr Zeit einplanen. Die Tour ist je nach Wetter von Ende Mai bis Oktober und bei passender Witterung machbar. Der Weg über die Kuhfluchtklamm ist für den Abstieg schlecht geeignet, bei Nässe ist er auch nach oben nicht mehr begehbar. Im Mai muss man im oberen Bereich ebenfalls auf mögliche Lawinen achten. Beachten Sie daher unsere Sicherheitshinweise für Bergsteiger.
09:20 Uhr: Es geht nach Farchant, wo ich der Beschilderung zu den Kuhfluchtwasserfällen folge. Hier parke ich. Weiter geht es zu Fuß, erst einmal durch den blühenden Wald am Ufer. In Kürze erreiche ich die erste Brücke, ab hier beginnt der gewöhnliche Wanderweg durch die Klamm nehmen. Der Weg passiert alle Wasserfälle, ab und zu bietet sich die Möglichkeit, dem Wasser näher zu kommen und sich bei Bedarf etwas zu erfrischen.
09:40 Uhr: Jetzt erreiche ich auch die obere Brücke, von hier hat man einen herrlichen Blick auf den großen Wasserfall. Ich nehme kurz den schmalen Weg nach unten, der mich direkt zum Wasserfall bringt, um das hinabstürzende Wasser aus der Nähe zu bewundern. Danach überquere ich die Brücke und folge dem steilen seilgesicherten Weg nach oben, der mich in wenigen Minuten zur oberen Stufe des Wasserfalls bringt. Die mächtigen Wassermassen wirken im Frühjahr besonders beeindruckend.
09:50 Uhr: Nachdem ich den Wasserfall ausgiebig genossen habe, geht es weiter nach oben in Richtung Weilheimer Hütte. Die Route ist leicht zu finden und gut beschildert. Der steile Weg verläuft in schmalen Kurven durch den hellen, aus Kieferbäumen bestehenden Bergwald. Der Farchanter Wasserfall rauscht ganz nah daneben. Er stammt aus einer Karstquelle, die Teil eines unglaublichen Höhlensystems im Estergebirge ist, und springt aus der Frickenhöhle oberhalb von Farchant zur Oberfläche hinaus. Die Höhle liegt im unwegsamen Gelände und ist daher nur mit Klettern zu erreichen, sie ist über 3 km lang und führt durch einen See und mehrere Siphons.
10:10 Uhr: Nach etwa 20 Minuten erreiche ich den ersten Aussichtspunkt mit herrlichem Blick auf das Zugspitzmassiv. Hier liegt sogar jemand friedlich in der Sonne und liest ganz entspannt ein Buch, auch wenn es direkt daneben steil nach unten geht. Obwohl der Platz ganz knapp ist, setze ich mich kurz, um ebenfalls den Blick zu genießen. Danach geht’s wieder weiter, bis ich eine kleine Lichtung erreiche, wo eine Notunterkunft für Bergsteiger steht. Die steile Steinrinne am Fricken, durch die der Wasserfall rauscht, geht fast bis zum Gipfel und die Route folgte bisher dem Verlauf der Rinne. Ab hier wechselt der Weg ein wenig die Richtung und die Perspektive ändert sich, so dass ich gerade Oberau, Eschenlohe und überraschungsweise auch Ettal vor Augen habe. An der Notunterkunft gönne ich mir eine kurze Trinkpause.
10:30 Uhr: Kurz danach wird der Weg immer steiler, mit leichten felsigen Kletterpassagen, dafür aber extrem malerisch. Alpenblumen schmücken die sonst kargen Felsen. Hier braucht man absolute Trittsicherheit. Auf der Route sind neben mir relativ viele Wanderer unterwegs, mir kommt zu dieser Stunde sogar ein älteres Ehepaar entgegen. Man muss vorsichtig gehen und ab und zu warten, bis jeder durch das Absturzgelände sicher durchkommt. Der Weg kommt auf ein schmales mit Latschen und kleinen Fichten bewachsenes Plateau und ich freue mich kurz, dass es jetzt wahrscheinlich mit der Steile vorbei ist.
11:15 Uhr: Ich habe mich geirrt. Der Weg wird schlimmer. Zunächst verläuft der Weg weiter steil bergauf, dann geht es kurze Zeit später in den dichten Wald, wo der Schnee erst vor kurzem geschmolzen ist. Bei dem hohen Aufkommen an Wanderern ist die gesamte Strecke extrem matschig und gefährlich rutschig geworden. Es folgt nun auch noch Tiefschnee. Die ersten Meter sind eine Mischung aus Schnee und Matsch, dann schließt sich die Schneedecke und man sinkt bei fast jedem Schritt knietief in den Schnee ein. Gut, dass ich meine Gamaschen dabei habe.
11:35 Uhr: Nach den ersten mühsamen Höhenmetern im Schnee hoffe ich, dass es vielleicht oben, wo die Sonneneinstrahlung generell stärker ist, schneefrei sein wird. Nach der nächsten Kurve wird es aber klar: der Schnee ist noch nicht weggeschmolzen. Denn das Schneefeld, das ich gerade vor meinen Augen sehe, sollte eigentlich ein Latschenwald sein! Das bedeutet, dass der Schnee hier noch mindestens 2 Meter tief ist. Auf dieser Höhe ist der Winter doch noch länger vorhanden. Vor mir bemerke ich eine junge Dame, die eine Pause im Schnee macht. Ob sie Hilfe braucht? Es bleiben nur noch 200 hm bis zum Gipfel, entsprechend versuche ich sie zu ermuntern. Nein, sie braucht keine Hilfe, aber es sind die allerschwierigsten Höhenmeter, und der Blick ist so schön…
12:15 Uhr: Endlich hat meine Schneewanderung ein Ende und ich erreiche auf 1.940 m den Kamm. Kurz vor dem Frickengipfel mündet unsere Route in einen der Höhenwege, der die Hohe Kiste mit der Esterbergalm verbindet. Das Gipfelkreuz am Hohen Fricken ist von hier nur wenige Meter entfernt. Der Gipfel ist heute bei schönem Wetter sehr voll: zwei Dutzend Wanderer machen hier Pause in der warmen Sonne. Ich schließe mich den anderen an und packe meine Brotzeit aus. Die Sonne wirkt entspannend, bis ich merke, dass meine Haut nach wenigen Minuten von der intensiven Sonneneinstrahlung zu brennen beginnt. Es ist an der Zeit zurück ins Tal zu kehren.
12:40 Uhr: Obwohl das Estergebirge aus dem Loisachtal recht steil aussieht, gibt es hier einige Routen, die durch die wilden Hänge nach oben führen. Heute entscheide ich mich für den Oberauer Steig, um meine Rundwanderung abzuschließen. Der Steig beginnt unterhalb vom Bischof und hat im unteren Bereich eine Abzweigung nach Farchant, die mich direkt zurück an meine Parkstelle führt. Ich packe wieder meinen Rucksack zusammen und starte durch den Tiefschnee den Kamm entlang in Richtung Weilheimer Hütte. Im Gegensatz zum Aufstieg, macht der Abstieg durch die Schneemassen viel Spaß. Der weiße, unberührte Schnee wurde hier durch den Wind in ausgefallene Formen gestaltet, die die Latschen kunstvoll umweben. Dabei ist die Lawinengefahr hier am Kamm relativ gering, hoffentlich bleibt es auch am Oberauer Steig genauso.
13:15 Uhr: Nach ca. 200 hm stehe ich am Sattel zwischen dem Fricken und Bischof. Hier ist der Routenverlauf wieder mit einem Schild markiert und es geht weiter in Richtung Weilheimer Hütte. Nach wenigen Minuten kommt die Abzweigung zum Oberauer Steig unterhalb vom Bischof. Hier geht es steil nach unten, bis ich die breite Wiese erreiche, wo im Sommer die Kühe grasen. Derzeit ist die Wiese ein mächtiges Schneefeld, das zum Glück relativ flach ist und daher lawinentechnisch ungefährlich. Nach dem Schneefeld geht der Wanderweg durch die Latschen ins Frickenkar und kommt unterhalb vom Kleinen Fricken an einer markanten Viehtränke raus. Von hier bleiben genau 1.000 Höhenmeter bis ins Tal. Der weitere Wegverlauf verschwindet im Schnee und der Hang ist so steil, dass mir nichts anderes übrig bleibt, als einfach auf meinem Rücken runter zu rutschen. Das spart mir etwas Zeit und macht sicherlich Spaß, abgesehen davon, dass meine Kleidung jetzt patschnass geworden ist. Ich muss mich etwas beeilen, um warm zu bleiben.
14:15 Uhr: Kurze Zeit später kommt die Waldgrenze. Im Wald wird der Schnee immer geringer und dann verschwindet er komplett. Es wird auch gleich wärmer. Dann erreiche ich auf 1.050 m die kleine private Schafalm-Hütte mit ihrer gemütlichen Sitzbank. Hier lohnt es sich wieder eine Trinkpause mit Blick ins Tal zu machen.
14:40 Uhr: Von der Hütte braucht man ca. 1 Stunde ins Tal. Der Weg geht durch den hellen Mischwald, steile schorfige Passagen wechseln sich mit leichteren Strecken ab. Allerdings ist der Oberauer Steig nicht so steil wie die Strecke über die Kuhfluchtklamm und daher für den Abstieg besser geeignet. Gegen 15.30 Uhr erreiche ich vor Oberau an einem kleinen Wasserfall eine Gabelung: nach rechts geht es direkt nach Oberau, geradeaus geht der Weg weiter in Richtung Farchant. Da ich in Farchant geparkt habe, geht es für mich gerade aus. Kurz darauf komme ich an der Wanderroute „Farchant über Ursprünge“ an einem kleinen Moor aus. Von hier sind es nur noch ein paar Kilometer bis nach Farchant. Kurz vor 16 Uhr ist meine Wanderung beendet und es geht in die Farchanter Eisdiele, um die erste Wanderung der Sommersaison mit einem leckeren Eis zu feiern.
Tipps & Infos:
- Anreise: Wer mit dem öffentlichen Nahverkehr fahren will, nimmt den Bus vom Hotel am Badersee oder die Zugspitzbahn bis zum Bahnhof in Garmisch und fährt von dort mit der Regionalbahn bis nach Farchant. Vom Bahnhof ist die Kuhfluchtklamm nur 10 Minuten zu Fuß entfernt. Sportliche können vom Hotel am Badersee auch mit dem Mountainbike oder E-Bike anreisen, es dauert ca. 50 min. Für Autos sind Parkplätze am Farchanter Sportzentrum und an der Kuhflucht (gebührenpflichtig) vorhanden.
- Verpflegung: Auf der beschriebenen Route sind keine Berghütten vorhanden, daher genügend Getränke und Proviant mitnehmen. In der Not stehen dem Wanderer die Weilheimer Hütte sowie die Esterbergalm zur Verfügung (Öffnungszeiten beachten).
- Kuhfluchtwasserfälle: Der Weg bis zu den Kuhfluchtwasserfällen ist auch für Familien oder für Freizeitwanderer machbar. Man sollte dann den gleichen Weg wieder hinabsteigen.
- Ausrüstung: Die Tour ist für erfahrene Bergsteiger! Beachten Sie die richtige Ausrüstung und die Wetterbedingungen. Lesen Sie unseren Blog dazu.