Jeden Winter entsteht auf dem Zugspitzplatt auf 2.600 m ein ganz besonderes Domizil – das Iglu-Dorf, das Platz für 46 Personen bietet. Wer jetzt allerdings denkt, dass das Iglu-Dorf zwischen den Skipisten mit runden Schneekuppeln wie aus dem Fernsehen aussieht, der täuscht sich. Denn das Iglu ist wahrlich im Schnee versteckt und nur ein Schild sowie einige Bänke vor der Tür weisen auf das außergewöhnliche Schneehotel hin.
Mit einem Freund zusammen haben wir eine eisige Nacht gebucht und sind gespannt was uns erwarten wird. Gewählt werden kann eine Übernachtung in 5 Kategorien, dem Gruppen-Iglu für bis zu 6 Personen, dem Romantik Iglu für zwei Personen, dem Romantik-Iglu Plus für zwei Personen mit eigener Toilette, dem Romantik-Iglu Family für bis zu 4 Personen und das Love-Nest für besondere Turteltäubchen. Wir haben ein Romantik-Iglu Plus für unsere Nacht gebucht.
Tag 1
12:00 Uhr: Mit der Zugspitzgondel geht es hinauf auf die Zugspitze. Das Ticket ist nicht im Übernachtungspreis inkludiert und muss extra bezahlt werden. Unbedingt an der Zugspitzkasse angeben, dass man im Iglu-Dorf nächtigt, denn dann gilt das Ticket für die Gondel ab 12:00 Uhr am Anreisetag und bis zum Ende des Gondelbetriebs am Folgetag. Somit hat man immerhin 1 ½ Tage auf der Zugspitze.
12:20 Uhr: Am Kiosk am Zugspitzplatt mieten wir uns ein großes Schließfach, in dem wir zunächst unsere Taschen mit den Übernachtungsutensilien verstauen. Denn jetzt heißt es erst einmal rein ins Schneevergnügen. Für uns ist Rodeln angesagt und so leihen wir uns zwei Zipfelbobs, Helm und Skibrille aus und ab geht es auf die Rodelpisten.
15:30 Uhr: Nach einigen rasanten Abfahrten, die zum Teil auch im Schnee endeten, geben wir unsere Zipfelbobs wieder ab, holen unsere Rucksäcke aus dem Spint und gehen ins Restaurant Sonnalpin. Unsere Skikleidung ist doch etwas nass geworden und diese wollen wir noch trocknen, bevor es in die unbeheizten Iglus geht. Zudem beschließen wir noch eine Kleinigkeit zu essen, wir wissen ja nicht wann es heute Abend das Käse-Fondue gibt.
16:30 Uhr: Im oberen Raum des Sonnalpin Restaurants ist Treffpunkt. Hier treffen wir nicht nur auf die anderen Übernachtungsgäste sondern auch auf das erste Willkommensteam vom Iglu-Dorf. Wir erhalten dicke (hoffentlich sehr warme) Schlafsäcke und erste Instruktionen. Dann laufen wir gemeinsam in Gruppen hinauf zum Iglu-Dorf. Der dicke Schlafsack ist etwas sperrig beim Laufen, doch leider dürfen nur Kinder den Schlafsack auf die Skijets verstauen, alle Erwachsenen tragen ihre Sachen selbst. Der Weg zum Iglu-Dorf erfolgt im langsamen Schritttempo, sogar eine kleine Pause ist drin, da der Weg durch den Schnee auf dieser Höhe für manche Gäste anstrengend ist und das Iglu-Team darauf bedacht ist, dass keiner zu sehr außer Puste gerät.
17:15 Uhr: Zum ersten Mal betreten wir das Iglu-Dorf und sind direkt erstaunt wie geräumig der innere Bereich ist. Wie schon gesagt, von außen sieht man nur einen großen Schneehaufen, was sich genau darunter befindet, wird erst jetzt sichtbar. Wir bekommen alle unsere Schneezimmer zugewiesen und dürfen für die nächsten 20 Minuten jedes Zimmer einmal besichtigen, um die wahnsinnig aufwändigen und tollen Schneefiguren, mit denen jedes Zimmer verziert ist, zu bestaunen und zu fotografieren. Jedes Jahr wartet das Iglu-Dorf mit neuen zauberhaften Schnee-Fabellandschaften auf. Aktuell verzückt uns eine Unterwasserwelt aus Schnee mit Delfinen, Walen, einem Hai, einer Riesenkrake, Seesternen und vielem mehr. Unser Schneebett ist mit einem Fell belegt, auf das jetzt unser Schlafsack kommt. In den Schlafsack legen wir schon einmal unsere Schlafkleidung rein, damit diese hoffentlich etwas warm ist, wenn wir uns zur späteren Stunde in der Kälte ausziehen müssen. Unser Schneebadezimmer besteht aus einer richtigen Toilette (allerdings ohne Spülung) und das Waschbecken funktioniert mit Lotion, da ja Wasser gefriert. Mal schauen, wie es uns ergehen wird. Mich gruselt es jetzt schon vor dem kalten Toilettensitz. Ein Fellüberspann wäre bestimmt traumhaft.
17:50 Uhr: Wir treffen uns wieder in der Bar zu einem heißen Getränk und bekommen zudem eine Brotzeit serviert mit Käse, Salamiwürfeln und Brot. Da hätten wir uns unser spätes Essen am Nachmittag sparen können, zumal auch noch das Käsefondue kommen wird. In der gemütlichen Bar lernen wir auch den ein oder anderen Mitreisenden kennen. Es ist alles vertreten, eine Gruppe, Familien und einzelne Reisende wie wir.
Ca. 18:30 Uhr: Hatte ich gehofft einen romantischen Sonnenuntergang auf der Zugspitze zu erleben, werde ich leider enttäuscht, denn das Wetter hat sich zugezogen und es wird über Nacht noch schneien. Immerhin hatten wir noch einen schönen Tag. Für alle diejenigen, die nicht nur in der Bar hocken wollen (wärmer als draußen ist diese auch nicht unbedingt), bietet das Team vom Iglu-Dorf eine kurze Nachtwanderung an (sagen wir lieber Abendwanderung oder erster Verdauungsspaziergang, es ist ja noch früh), der vom Iglu-Dorf zur Kapelle bis hinunter zum Sessellift und einmal herum wieder zum Iglu-Dorf führt. Die Tour lohnt sich jedoch sehr, da 1. die Bewegung wieder etwas aufwärmt und 2. es viele interessante Geschichten zu hören gibt, u.a. über einen geklauten Maibaum und einer etwas eigenartigen Autowette. Mehr erzähle ich hier nicht, jeder sollte die Geschichten selbst einmal gehört haben. Erstaunlich jedoch was sich alles auf der Zugspitze zugetan hat.
Ca. 19:30 Uhr: Das Käsefondue wird serviert und kommt wieder in reichlicher Menge. Wir wünschten, wir hätten auf das Essen im Restaurant Sonnalpin verzichtet, unser Magen platzt bald aus allen Nähten. Hinzu kommt, dass wir viel trinken müssen. Auf dieser Höhe ist es unabdingbar viel Flüssigkeit im Körper aufzunehmen (und diese sollte nicht nur aus Alkohol bestehen!). Als weitere Aktivitäten steht an Rodeln zu gehen oder Entspannung in der Sauna bzw. im Jacuzzi. Hierfür wird eine Liste ausgelegt, in der sich jeder Gast eintragen kann. Wir wählen unseren Saunagang für 22:30 Uhr, damit wir, hoffentlich noch einigermaßen warm, direkt danach in den Schlafsack springen können. Bis dahin wird in der Bar getanzt, damit der Körper weiterhin in Bewegung bleibt und auch nicht zu sehr abkühlt.
22:15 Uhr: Zurück in unserem Iglu bereiten wir schon einmal alles für unser Bett vor. Schnell noch Zähne putzen und aufs kalte Klo (das ist für Frauen tatsächlich das schlimmste). Dann heißt es die warme Kleidung ablegen und nur mit Handtuch und in Schuhen zur Sauna zu laufen. Brrr, ist es kalt. Wir laufen in das erste große Fass hinein und wundern uns zunächst. Nach Sauna sieht es hier nicht aus. Tatsächlich ist es die Umkleidekabine. Also noch einmal raus und rein ins zweite Fass. Hier sind wir richtig. Die Sauna gehört uns nun für die nächsten 15 Minuten alleine.
22:30 Uhr: Zugegeben, die ganze Kälte ist nicht aus meinem Körper entwischen, es gibt immer noch einige Stellen, die sich nach Eisbein anfühlen. Und jetzt heißt es auch schon wieder raus in die Kälte. Wir holen einmal schnell Luft und rennen dann förmlich zurück in unser Zimmer, schmeißen das Handtuch über den Stuhl, ziehen in Rekordzeit unsere hoffentlich warme Schlafkleidung (lange Schlafhose und langärmiges Shirt, Schlafsocken und eine Mütze für den Kopf) an (Tipp: in warmen Schlafsäcken gilt generell weniger ist besser, ich hoffe es stimmt) und versuchen uns nun in den Schlafsack einzukuscheln. Dann liegen wir nebeneinander zunächst noch etwas bibbernd und mit der idealen Schlafposition kämpfend – schließlich kann man nicht von einer weichen oder mittelharten Matratze beim Schneebett sprechen. Immerhin scheint der Körper schon einmal warm zu werden, mit dem Kopf bin ich noch am kämpfen. Wenn ich den Schlafsack jedoch weiter über den Kopf ziehe habe ich das Gefühl zu ersticken und es wird zu warm. Den Kopf draußen und es wird kalt. Meinem Freund geht es nicht anders und so lachen wir uns langsam in den Schlaf hinein und dem Satz „Was haben wir uns nur dabei gedacht.“
Tag 2
06:00 Uhr: Die Nacht ist vorbei und erstaunlicherweise habe ich nicht gefroren. Der Schlafsack war so warm, dass ich in der Nacht noch meine Socken abstrampeln musste, da meine Füße zu glühen anfingen. Auch mein Kopf hat irgendwie die richtige Position gefunden, sodass er nicht zu kalt, aber auch nicht zu warm war. Dafür hat die Nacht eine andere Erkenntnis gebracht. Der Rachen ist enorm trocken und zwischendurch sind wir immer wieder wach geworden, weil wir Durst hatten. Natürlich will man dann auf keinem Fall aus dem warmen Schlafsack raus und außer Sekt hätten wir auch nichts im Zimmer gehabt. Also Spucke sammeln, ein paar Mal Schlucken und weiterschlafen.
06:15 Uhr: Eigentlich will keiner von uns aus dem Schlafsack raus, aber um 07:15 Uhr kommt sowieso das Weckkommando. Außerdem will ich schauen, ob es einen schönen Sonnenaufgang auf der Zugspitze gibt, entsprechend habe ich gleich nach dem Aufwachen schon einmal meine Tageskleidung mit in den Schlafsack gestopft, damit diese warm wird. Jetzt heißt es noch einmal in Rekordzeit umziehen. Geschafft. Morgens fühlt es sich auch irgendwie nicht mehr alles so kalt an wie am Abend. Das Iglu-Dorf liegt noch völlig ruhig da, nur die Iglu-Mannschaft ist schon auf den Beinen. Ich öffne die „Hoteltür“ und blicke nach draußen. Den Blick hätte ich mir am liebsten gespart. Es hat geschneit und es schneit immer noch leicht. Etwa 1 Meter Neuschnee ist gefallen, es ist windig, kalt und von einem Sonnenaufgang wie ich ihn mir erträumt habe, kann ich nur weiterträumen. Also zurück ins Zimmer und Sachen packen.
07:30 Uhr: Alle Gäste sehen nach der Nacht etwas mitgenommen aus, klar, eine erfrischende Dusche, Schminkspiegel, etc. ist heute Morgen nicht drin. Unsere 7 Sachen sind wieder gepackt und die Schlafsäcke eingerollt. Im Gänsemarsch geht es nun wieder hinunter ins Restaurant Sonnalpin. Hinter der Restauranttür strömt uns eine angenehme Wärme entgegen. Wir erhalten alle für unser Frühstück Geldwertmarken, mit denen wir uns unser Frühstück vom Büfett selbst zusammenstellen können. Und so wird es ein üppiges Frühstück. Tee und Kaffee gibt es außerdem reichlich. Langsam tauen alle auf und die Gespräche werden intensiver. Auch von unseren Tischnachbarn hat keiner optimal geschlafen, dennoch empfinden es alle mit denen wir sprechen als tolles Erlebnis.
09:00 Uhr: Für uns geht es wieder hinab nach Grainau. Das Wetter spielt heute sowieso nicht mit, wahrscheinlich wird es bis zum Mittag dauern, bis die Schneewolken sich verziehen, zudem haben wir noch eine weitere Fahrt vor uns und wollen es uns nicht nehmen lassen, zuvor eine heiße Dusche zu genießen.
Resümee:
Eine Übernachtung im Iglu-Dorf auf der Zugspitze ist wirklich ein ganz besonderes Erlebnis, man muss sich jedoch auf bestimmte „Unannehmlichkeiten“ einstellen und damit leben. Von meinem Kollegen, der in der Bergwacht ist, habe ich nach meiner Erzählung von der Nacht, einige Ratschläge bekommen, die ich besser zuvor gehabt hätte. In dieser Höhe ist die Luft so trocken, dass natürlich auch das Atmen in der Nacht schwer ist (was bei einem Skitag natürlich nie auffällt). Um einem trockenen Hals entgegen zu wirken lohnt es, sich einen nassen Schal über den Mund zu binden (wie der Schal sich dann im wahrscheinlich gefrorenen Zustand anfühlt, frage ich mich dann doch insgeheim). Beim nächsten Mal werde ich es dennoch ausprobieren.
Das Iglu-Dorf eröffnet in der Regel Ende Dezember. Reservierungen sollten schnell getätigt werden, denn trotz des eingeschränkten Komforts, ist das Iglu-Dorf schnell ausgebucht, insbesondere an Wochenenden.
Wer das Iglu-Dorf nur einmal als Tagesgast erleben möchte, kann täglich von 11:00-15:30 Uhr die Bar besuchen. Wer das Käsefondue kosten möchte, der kann das samstags und sonntags um 13:00 Uhr mit vorgängiger Reservierung.
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