Die Elfte Etappe des Spitzenwanderwegs verläuft von Unterammergau bis nach Bad Kohlgrub. Einmal mehr wird dabei ein Gipfel überquert, das Hörnle. Auf dieser Etappe hat man die Chance, sogar gleich drei Gipfel zu besteigen, denn das Hörnle bildet eine kleine Gruppe aus drei Gipfeln, die Vorderes Hörnle (1.484 m), Mittleres Hörnle (1.496 m) und Hinteres Hörnle (1.548 m) heißen. Das Hörnle ist ein beliebter Gipfel, der gerne von Einheimischen frequentiert wird. Auf dem Gipfel gibt es einen schönen Berggasthof, der zur Einkehr einlädt. Einmal den Gipfel erreicht, geht es von dort nur noch bergab zum Zielort Bad Kohlgrub.
Tourensteckbrief
Schwierigkeitsgrad: leicht bis mittel
Streckenlänge: ca. 15 km (gesamt)
Aufstiege: 500 hm
Abstiege: 500 hm
Karte © www.ich-geh-wandern.de
Spitzenwanderweg – auf 200 km die Naturlandschaft der Zugspitzregion erleben
Vor nicht allzu langer Zeit wurde der Spitzenwanderweg feierlich eröffnet. Auf 200 km und 12 Etappen führt der Fernwanderweg durch die malerisch vielfältige Landschaft der Zugspitzregion. Dabei werden auch mehr als 6.800 Höhenmeter hinterlegt, also ist der Spitzenwanderweg ein recht sportliches Unterfangen. Aber es lohnt sich. Denn der Weg führt durch eine vielfältige Landschaft und passiert dabei auch zahlreiche Kulturdenkmäler. Start- und Endpunkt ist das malerische Städtchen Murnau. Zwei Hüttenübernachtungen sind auf dem Fernwanderweg inkludiert, einmal im Soiern- und einmal im Schachenhaus. Auf den 200 km passieren Wanderer traumhafte Aussichten, blumenreiche Berg- und Moorwiesen, tiefblaue Bergseen, sprudelnde Quellen und Flüsse, die spektakuläre Partnach- und Höllentalklamm, Voralpengipfel mit Weitsichten, sowie Kulturdenkmäler wie die Königsschlösser Schachen und Schloss Linderhof, sowie typisch bayerische Ortschaften wie Murnau, Krün, Mittenwald, Grainau oder Oberammergau. Es gibt somit viel zu erleben und zu entdecken auf dem 200 km langen Pfad.
Und auch wir sind heiß auf den Fernwanderweg und beschreiten diesen Etappe für Etappe, denn auch für uns Einheimische wird der Weg ein besonderes Erlebnis werden. Zum Teil alleine, aber auch mit meiner Kollegin werde ich den Weg laufen. Begleiten Sie uns auf dem Wanderpfad.
Der Spitzenwanderweg: Alle Etappen auf einen Blick
Bild © spitzenwanderweg.de
Zur Etappe 10: Von Schloss Linderhof bis Unterammergau
Etappe 11: Von Unterammergau bis Bad Kohlgrub
„Auf die Berge will ich steigen.“
Heinrich Heine, deutscher Dichter und Schriftsteller, 1797 - 1856
Es ist ein wunderschöner Novembermorgen, als ich mich zusammen mit Polly aufmache, die 11. Etappe des Spitzenwanderwegs zu erwandern. Wir parken das Auto gegen 10:30 Uhr in Unterammergau auf einem kostenfreien Parkplatz in der Nähe der Gastwirtschaft. Die erste frische Morgenkälte, die der November in der Bergregion mit sich bringt, und der kühle Nebel im Tal sind bereits verschwunden. Die Temperaturen sind leicht gestiegen, die Berge werden von der Sonne angestrahlt. Wir überlegen kurz, ob wir die Jacke im Auto lassen sollen, beschließen jedoch, diese besser in den Rucksack zu packen, wer weiß, ob auf dem Gipfel ein Wind weht und die so warm aussehenden Sonnenstrahlen dann keine Wärme mehr abgeben werden.
Wir laufen vor zur Hauptstraße, queren diese und folgen dem Wanderzeichen des Spitzenwanderwegs raus aus Bad Kohlgrub in Richtung Kappelkirche, deren Kirchturm bereits in der Ferne auszumachen ist. Kurze Zeit später haben wir auch schon die Kappelkirche erreicht. Die Wallfahrtskirche heißt offiziell Heilig Blut. Hier gibt es ebenfalls einen Wanderparkplatz, der immer sehr voll ist. Die meisten Wanderer, die von Unterammergau auf das Hörnle wandern, parken hier. An diesem schönen Novembertag und um 11:00 Uhr ist der Wanderparkplatz ebenfalls schon voll und viele Wanderpaare und Familien sind unterwegs. Wir folgen zunächst den anderen Wanderern, dann sind wir froh, als unser Wanderzeichen links abzweigt und wir uns damit von allen anderen Ausflüglern trennen.
Der Pfad verläuft ein kurzes Stück durch einen Wald, quert einen Bachlauf und steigt dann nach und nach auf breiterer Forststraße an. Außer ein paar Landwirte treffen wir hier auf keine weiteren Personen. Was doch eine Abzweigung für einen Unterschied machen kann. Zunächst scheint es, als würde uns der Weg wieder weg vom Hörnle führen, denn der Gipfel liegt nun aus unserer Sicht rechts hinter uns. Doch der Wanderpfad zieht schon bald seinen Bogen und dann geht es wieder für uns in Richtung Berg.
Die Herbstsonne ist traumhaft schön, das Wetter so klar, dass wir heute extreme Fernsichten genießen können, die Bäume sind immer noch im Herbstkleid, noch haben keine heftigen Winde dafür gesorgt, dass die Laubbäume nackig im Winterlook stehen. Wir passieren ein paar Ziegen, die sich derzeit in der Sonne baden und steigen weiter kontinuierlich bergan. Dabei genießen wir den Blick auf den Pürschling, der sich zur anderen Seite auftut und dessen Gipfel ich vor nicht allzu langer Zeit erklommen habe. Sicherlich werden sich auch heute wieder viele Wanderer auf den Weg zu diesem Gipfel begeben.
Wir steigen höher und höher, mittlerweile treffen wir auch ein paar andere Spaziergänger, die mit ihrem Hund unterwegs sind und uns entgegen kommen. Ob die bereits oben auf dem Gipfel waren? Auf halber Höhe machen wir eine erste Pause, setzten uns ins Gras und genießen die Sonne, die auf uns hinab scheint. Von Novembertemperaturen ist in der Sonne nichts mehr zu spüren. Die Fleecejacke ist schon lange nicht mehr auf dem Körper, der Aufstieg hat einmal mehr dafür gesorgt, dass der Kreislauf in Fahrt gekommen und sämtliches noch am Morgen vorhandene Kältegefühl aus dem Körper entflohen ist. Ich habe ein Kalt- und ein Warmgetränk eingepackt, aktuell ist mir nach dem Kaltgetränk. Wir essen unsere erste Pausenmahlzeit, genießen noch einen Moment die Sonne auf dem Körper und die Aussicht, dann packen wir es wieder.
Nach der Wiese ändert sich der Wanderpfad. Es geht in ein schattiges Waldstück, der breite Wanderpfad wird zu einem schmalen Waldweg, der überzogen ist von den Wurzeln der Bäume. Hier ist Achtsamkeit gefragt, denn die Wurzeln bilden hervorragende Stolperfallen. Steiler wird es ebenfalls. Nachdem sich der Puls gerade mal wieder erholt hatte, kommt er jetzt wieder voll in Fahrt. Über ein paar umgefallene Bäume müssen wir auch noch klettern und auch ein paar Wanderer durchlassen, die uns entgegen kommen. Auf schon oberer Höhe treffen wir auf ein älteres Wanderpaar, mit denen wir ins Gespräch kommen. 78 Jahre ist die Dame und sie sind auch auf dem Weg zum Gipfel. Wow, wie bewundernswert. Bei der Fitness der älteren Dame komme ich mir gleich asbach uralt vor.
Nachdem wir auch den ersten Wurzelanstieg überwunden haben, erreichen wir ein erstes Plateau, von dem wir zur anderen Seite in Richtung Bad Kohlgrub blicken können. Die Sicht geht über das flache, blaue Land. Wir haben die Grenze der Berge erreicht. Ein Stück geht es nun weiter eben und der Gipfel des Hörnle ist nun nicht mehr weit entfernt. Ein Wanderschild weist 15 Minuten bis zum Gipfel aus, allerdings über eine breitere Forststraße. Polly sagt allerdings, dass wir den Weg geradeaus nehmen sollen, der ist kürzer. Was sie mir allerdings nicht gesagt hat, ist, dass die Abkürzung auch viel steiler ist und wieder ein Wurzelhindernisparcours beinhaltet. Während sie bereits einige Meter vor mir ist, bereue ich fast schon, dass ich nicht einfach auf dem ausgeschilderten Weg geblieben bin.
Gott sei Dank hat jeder Aufstieg einmal sein Ende und wenn man immer nur einen Schritt nach dem anderen setzt, kommt man letztendlich ebenfalls oben an. Unterhalb der Hörnlehütte kommen wir wieder auf dem Hauptweg, auf dem viele andere Wanderer unterwegs sind. Polly winkt mir von der Wiese an der Hütte aus zu. Sie hat uns bereits ein Plätzchen in der Sonne reserviert, auf dem ich mich jetzt ebenfalls dankend niederlasse. Der Gipfel ist einmal mehr erklommen. Jetzt heißt es Sonne tanken, trinken, essen und die Aussicht genießen. Während unsere letzte Pause jedoch gekrönt war von Vogelgezwitscher und den Geräuschen des Waldes, umgibt uns nun oben auf dem Gipfel der laute Geräuschpegel der Menschheit.
Die Sonne ist so schön warm, die Jacke hätten wir tatsächlich im Auto lassen können, es weht kein kühler Wind und die Aussicht ist so schön, dass wir hier oben hätten einige Stunden verbringen können. Allerdings verschwindet die Sonne im Herbst schnell hinter den Gipfeln, es wird schattiger und damit auch kühler. Bis es soweit ist, wollen wir auf jeden Fall unten in Bad Kohlgrub sein. Nachdem wir uns eine gute Stunde Gipfelglück gegönnt haben, räumen wir wieder unseren Platz und es geht weiter. Bad Kohlgrub ist gut vom Gipfel aus sichtbar, genauso wie schon das finale Etappenziel Murnau. Was man ebenfalls schon gut vom Gipfel aus erkennen kann ist, dass die letzte Etappe flach verläuft. Keine Gipfel mehr, die es zu überqueren gibt. Zum einen ist das schön, zum anderen aber auch schade. Das Endziel des Spitzenwanderwegs ist in greifbarer Nähe.
Vom Hörnle geht es jetzt nur noch bergab. Laut Wanderschild braucht es 1 ¼ Stunden bis in die Ortschaft. Über uns segeln Paraglider, die den Luftweg hinab ins Tal nehmen. Das wäre sicherlich auch eine tolle Möglichkeit gewesen. Da die Hörnlebahn jedoch derzeit geschlossen ist, frage ich mich, ob die Paraglider den ganzen Weg zum Gipfel mit dem Gleitschirm in Gepäck hinaufgelaufen sind. Sicherlich nur etwas für die ganz sportlichen. Während wir bergab laufen, kommen uns weiterhin viele Wanderer entgegen, die noch auf dem Weg zum Gipfel sind. Im Frühjahr bin ich ebenfalls diesen Weg mit einem Freund hinauf- und hinuntermarschiert, es ist somit bekanntes Territorium. Allerdings waren wir früh unterwegs und es war noch nicht so viel los wie jetzt um diese Uhrzeit. Das Wetter war damals auch schlechter und die Aussichten nicht so toll wie heute.
Kurz vorm Ende des Abstiegs habe ich mich schon gefragt, ob wir wieder das Damwild sehen werden, welches hier hinter einem abgezäunten Bereich grast. Heute hat die Damwildherde Glück, denn ein paar Kinder stehen am Zaun und füttern die Wildtiere. Wir hatten damals natürlich nichts dabei und so sind die Tiere auch nicht nah zu uns gekommen. So bleiben wir eine Weile bei den prächtigen Tieren stehen.
Über das Sonneneck beschließen wir den Abstieg und folgen dem Wanderschild zum Reindl Skihang und zur Talstation der Hörnlebahn. Der Parkplatz ist auch hier gut belegt, auch wenn jetzt zum Nachmittag die ersten Autos wieder wegfahren nach einem perfekten Tag in den Bergen. Hinter dem Parkplatz wird es dann wieder ruhig, wir trennen uns wieder von den anderen Ausflüglern und sind einmal mehr unter uns.
Bevor wir in Bad Kohlgrub reinmarschieren, geht es für uns hinein in die Ludwigschlucht, einem Schluchtwaldbiotop, den man auch gut für sich mit Kindern laufen kann, da Infotafeln entlang des Weges angebracht sind. Über verschiedene Brücken geht es mal rechts mal links durch die Schlucht. Etwas erschrocken sind wir, als wir ein Tier oben im Baum ausmachen. Wir müssen glatt zweimal schauen, denn damit haben wir jetzt nicht gerechnet. Da klammert sich doch tatsächlich eine Wildkatze am Baumstamm fest! Na ja, eine echte ist es leider nicht. Schade.
Wir kommen wieder aus der Schlucht hinaus und gelangen am Kurpark in den Ort Bad Kohlgrub. Wie schon zu erwarten war, ist die Sonne am Nachmittag hinter den Bergen verschwunden und es hat sich merklich abgekühlt. Umso mehr freuen wir uns nun auf ein Heißgetränk nach der Wanderung und ein schön gewärmtes Zimmer daheim. Schön war’s mal wieder!
Tipps & Infos:
- Streckenlänge: 11 km, Leistungskilometer: 15 km
- Gehzeit ohne Pause: 3 Stunden 3 Minuten
- Höhenmeter ca. 450 m hoch, 458 m runter, Höchster Punkt 1.390 m
- Mäßig schwere Wanderung, überwiegend bergiges Gelände, mehrheitlich Feld- und Waldweg, teils Wurzelpfade. Gute Wanderschuhe und Wanderstöcke nötig.
- Vom Tourismusamt gibt es leider nur eine Übersichtskarte vom Spitzenwanderweg. Auf der offiziellen Spitzenwanderweg-Website gibt es auch keine digitale Wegekarte. Die beste Navigation ist hier.
- Es besteht die Möglichkeit die Wanderung abzukürzen oder zu vereinfachen, in dem man mit der Hörnleseilbahn vom Gipfel hinabfährt. Die Bahn hat Sommer- und Winterbetrieb. Öffnungszeiten beachten.
- Anreise mit dem Auto: Vom Hotel am Badersee über Garmisch-Partenkirchen bis nach Oberau, dort linke Abzweigung nach Oberammergau, der B23 folgen bis Unterammergau. In die Pürschlingstraße einbiegen, hier gibt es ein paar kostenfreie Parkplätze.
- Öffentlicher Nahverkehr: Unterammergau ist am Bahnnetz angebunden. Mit dem Eibseebus vom Hotel am Badersee bis Bahnhof Garmisch-Partenkirchen, mit der Regionalbahn bis nach Murnau, dort umsteigen in die Regionalbahn nach Unterammergau. Fahrzeit ca. 2 Stunden.
- Rückfahrt ab Bad Kohlgrub nach Unterammergau mit der Regionalbahn. Fahrzeit ca. 10 Minuten. Rückfahrt Bad Kohlgrub bis zum Hotel am Badersee: entweder mit dem Bus (Haltestelle Feuerwehrhaus) mit Umstieg am Rathaus Garmisch-Partenkirchen in den Eibseebus (ca. 2 Stunden Fahrzeit wg. Umstieg) oder mit der Regionalbahn von Bad Kohlgrub bis Murnau und von dort bis Bahnhof Garmisch-Partenkirchen. Umsteigen in den Eibseebus oder die Zugspiztbahn bis zum Hotel (Fahrzeit ca. 2 Stunden). Infos unter bahn.de.
- Einkehrmöglichkeiten: Hörnlehütte auf dem Gipfel, ganzjährig geöffnet, mögliche Schließzeiten beachten. Restaurants in Unterammergau und Bad Kohlgrub.
- Das Wanderzeichen des Spitzenwanderwegs ist auf allen gelben Wanderschildern vorhanden.
Zur Etappe 12: Von Bad Kohlgrub bis Murnau
Der Spitzenwanderweg: Alle Etappen auf einen Blick
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