Für mich wird der Spitzenwanderweg der 10. Fernwanderweg sein, der mir einmal mehr ein weiteres Stück deutscher Natur- und Kulturlandschaft näher bringen wird. Er wird allerdings auch der Fernwanderweg mit den höchsten Höhenmetern sein und davor habe ich tatsächlich großen Respekt. Doch die ersten Etappen werden erst einmal leicht starten und so kann man sich schon einmal einlaufen.
Tourensteckbrief
Schwierigkeitsgrad: leicht
Streckenlänge: ca. 26 km
Aufstiege: 330 m
Abstiege: 300 m
Karte © www.ich-geh-wandern.de
Spitzenwanderweg – auf 200 km die Naturlandschaft der Zugspitzregion erleben
Vor nicht allzu langer Zeit wurde der Spitzenwanderweg feierlich eröffnet. Auf 200 km und 12 Etappen führt der Fernwanderweg durch die malerisch vielfältige Landschaft der Zugspitzregion. Dabei werden auch mehr als 6.800 Höhenmeter hinterlegt, also ist der Spitzenwanderweg ein recht sportliches Unterfangen. Aber es lohnt sich. Denn der Weg führt durch eine vielfältige Landschaft und passiert dabei auch zahlreiche Kulturdenkmäler. Start- und Endpunkt ist das malerische Städtchen Murnau. Zwei Hüttenübernachtungen sind auf dem Fernwanderweg inkludiert, einmal im Soiern- und einmal im Schachenhaus. Auf den 200 km passieren Wanderer traumhafte Aussichten, blumenreiche Berg- und Moorwiesen, tiefblaue Bergseen, sprudelnde Quellen und Flüsse, die spektakuläre Partnach- und Höllentalklamm, Voralpengipfel mit Weitsichten, sowie Kulturdenkmäler wie die Königsschlösser Schachen und Schloss Linderhof, sowie typisch bayerische Ortschaften wie Murnau, Krün, Mittenwald, Grainau oder Oberammergau. Es gibt somit viel zu erleben und zu entdecken auf dem 200 km langen Pfad.
Und auch wir sind heiß auf den Fernwanderweg und beschreiten diesen Etappe für Etappe, denn auch für uns Einheimische wird der Weg ein besonderes Erlebnis werden. Zum Teil alleine, aber auch mit meiner Kollegin werde ich den Weg laufen. Begleiten Sie uns auf dem Wanderpfad.
Der Spitzenwanderweg: Alle Etappen auf einen Blick
Bild © spitzenwanderweg.de
Von Murnau bis Eschenlohe
„Nur wo du zu Fuß warst, warst du wirklich.“
Johann Wolfgang von Goethe
Ich starte die erste Etappe an einem Samstagmorgen um kurz vor 07:00 Uhr, da bereits für den frühen Nachmittag Regenschauer angesagt sind und so will ich den sonnigen Vormittag ausnutzen um die Etappe zu meistern. Es soll zudem sehr heiß werden, 25 – 28 Grad sind angesagt, entsprechend ist mein Rucksack gepackt mit 1,8 l Getränke, Essen für die Brotzeiten auf der Strecke und natürlich einen Regenschirm, sollte es doch früher anfangen zu regnen. Das Auto parke ich am Bahnhof in Murnau, da ich dort am Ende der Etappe wieder mit der Bahn ankommen werde. Die Parkgebühr beträgt gerade einmal 1 € für den gesamten Tag. Ich schnüre meinen Rucksack um und die Wanderung kann beginnen.
Vom Bahnhof geht es in die Ortsmitte. In der schönen Einkaufsstraße Murnaus, dem Ober- und Untermarkt, die zu dieser morgendlichen Stunde noch fast menschenleer ist, treffe ich auf mein Wanderzeichen, das mich auf der Tour begleiten und leiten wird. Ich folge dem Zeichen vorbei am Schlossmuseum und der St. Nikolaus Kirche. Am Jesu-Kreuz bitte ich kurz um Kraft und Ausdauer, die ca. 23 km lockeren Fußes zu bewältigen. Danach geht es zunächst auf einen Abstecher über den Froschhauser See.
ACHTUNG: hier gibt es keine Wegmarkierung vom Spitzenwanderweg. Wenn man das Ende der Straße „Am Eichholz“ erreicht hat, läuft man den Trampelpfad geradeaus und biegt dann in den Fußweg ein (Ecke Hagener Leite / Leitenweg). Hier ist ein Wanderschild zu verschiedenen Routen um Murnau sowie die Wegemarkierung des Ammergauer Alpen Meditationsweg (gelbes Herz auf blauem Hintergrund). Ich passiere die letzten Häuser von Murnau, bis ich an einer Bank an eine weitere Weggabelung gelange. Hier muss ich erst einmal schauen, wie der weitere Weg verläuft. Nicht geradeaus, sondern schräg links muss ich in den Wald hinein, dem Wegweiser Froschhauser See / Riegsee nach.
Immer mehr tauche ich in die Natur ein, erst durch ein kleines Waldstück, dann öffnet sich der Wald und bietet eine Fernsicht hinaus zum Froschhauser See. Die Geräusche der Stadt habe ich hinter mir gelassen. Vogelgezwitscher, Zirpen sowie die Glocken der Kühe bestimmen von nun an den Klang der Natur. Ich folge weiter dem Pfad in die Ortschaft hinein und biege dann rechts ab, durchquere den Ort mit seiner schönen Leonhardikirche, die seit alters her eine Wallfahrtskirche ist. Ich folge weiter der Straße und verlasse wieder den kleinen Ort.
Zur rechten liegt nun der Froschhauser See, zur linken der Riegsee. Beide Seen sind Badeseen. Direkt am Ufer des Froschhauser Sees entlang führt der Weg leider nicht, wer möchte kann jedoch kurz an den See ran, ein kurzes Bad im See nehmen, oder zumindest die Füße einmal hineintauchen. Die Badeplätze sind markiert, der restliche Uferbereich ist ein Schutzgebiet für Vögel. Ich folge dem Weg weiter geradeaus, dann zweigt der Weg leicht rechts von der Hauptstraße ab und nach der Kiesgrube biege ich rechts in den Forstweg ab. Vorbei an Wiesen, in denen die Grillen zirpen, folge ich nun den Pfad in Richtung Hagen.
Nach einem kleinen Waldstück öffnet sich der Weg wieder und bietet ein tolles erstes Panorama hinaus auf die Alpenwelt mit dem Zugspitzmassiv. Davor breitet sich das Murnauer Moos aus. Bei dem Panorama gönne ich mir eine erste Brotzeit. Knapp zwei Stunden sind auch schon vergangen, seit ich vom Bahnhof losgelaufen bin. Nachdem der erste Hunger und Durst gestillt sind und ich die Aussicht ausgiebig genossen habe, bin ich wieder startklar. An der Weggabelung vom Wald aus kommend, geht es für mich rechts weiter. Ich folge dem Höhenweg, der nach wenigen 100 Metern leicht abwärts in die Ortschaft Hagen führt. Dort treffe ich auch wieder auf das Wanderzeichen des Spitzenwanderwegs.
Auf steilem Wege verlässt der Fernwanderweg den Ort Hagen und zieht sich hinunter bis zur Hauptstraße. Diese gilt es zu überqueren. An beiden Brücken sollte man einen kurzen Halt einlegen, denn zunächst überquert man den Fluss Ramsach, der leicht bräunlich, schlammig dahinfließt und an der zweiten Brücke die Loisach, dessen Wasser bläulich schimmert. Von dem Fluss Ramsach fließt Wasser in die Loisach, welches gut am Farbunterschied erkennbar ist. Beide Flüsse sind nach den Regenfällen ziemlich voll, normalerweise ist das Wasser der Loisach noch blauer.
Nach der zweiten Brücke zweigt der Pfad wieder rechts ab und die nächsten Kilometer verlaufen parallel zur Loisach. Es ist ein schöner Trampelpfad, leicht sandig und damit fühlt er sich unter den Schuhen weich an. Eine schöne Abwechslung nach den bisherigen eher harten Wegen. Durch den Regen der vergangenen Nacht sind jedoch viele Pfützen entstanden und so wird der Weg zu einem kleinen Hindernissparcour. Um nicht meine Wanderschuhe ganz zu verdrecken und meine Hose einigermaßen trocken zu lassen, geht es mal rechts mal links außen an den Pfützen vorbei, je nachdem wo der Weg fester zu sein scheint. Auch ein paar Sprünge über Pfützen sind drin.
Immer wieder öffnen sich einige Stellen, von denen man ans Wasser gelangt. Theoretisch könnte man die Füße ins kühle Nass tauchen, doch aktuell ist der Flussstrom so stark, dass man auch schnell mitgerissen werden kann. Ich laufe durch einen grünen Tunnel, bestehend aus Bäumen, Büschen und Schilf. Hin und wieder öffnet sich der Blick und ich sehe das Alpenpanorama vor mir.
Womit ich hier allerdings nicht gerechnet habe, ist die riesige Anzahl an Stechmücken, die mich gerade umkreisen. Klar, hier herrschen optimale Bedingungen vor: Feuchtigkeit und Schwüle. Obwohl es erst kurz vor 10 Uhr ist, ist es schon ganz schön warm. Sobald ich stehen bleibe um ein Foto zu schießen, lassen sich 20-30 Mücken auf meinen Armen und Beinen nieder. Mich mit Sonnencreme einzucremen, daran habe ich gedacht, aber an Moskito-Spray? Daran hätte ich nie und nimmer gedacht. Gut nur, dass ich lange Hosen anhabe, sonst wären meine Waden bestimmt in Windeseile zerstochen.
Zu gut kann ich mich noch an eine Wanderung auf La Réunion erinnern mit kurzer Hose. Danach sahen meine Waden aus, als hätte ich die Windpocken. 47 Mückenstiche habe ich damals gezählt. Das soll nicht wieder vorkommen. Und wenn kein Mückenspray vorhanden ist, dann hilft nur eins: Laufen was das Zeug hält. Entsprechend lege ich eher den Nordic Walking Gang ein, bis ich diesen Teil des Wanderwegs hinter mir gelassen habe, sich der Weg wieder öffnet und offene Wiesen die Landschaft bestimmen. Hier ist es dann den Mücken zu heiß und ich kann wieder durchatmen.
Meinen Bite-Away Stick habe ich glücklicherweise in meiner Fototasche und so fange ich an, die ersten sichtbaren Mückenstiche an den Armen zu bearbeiten, sodass sie nicht anfangen zu jucken und mich den Rest des Weges nerven werden. Ich bin gespannt, wie die Untersuchung am Abend ausfallen wird. Ohne lästige Mücken kann ich das nächste Stück des Weges wieder vollends genießen. Auf den Wiesen blühen Orchideen und der gefleckte Gold Felberich. Nun ist Ohlstadt nicht mehr weit entfernt. Ich treffe auf den Radweg, der mich in den Ort reinführt. Bevor ich den Ort jedoch erreiche, bietet sich eine Bank für eine nächste Rast mit Ausblick an.
Jetzt hatte ich eigentlich vor meine Beine auf der Bank auszustrecken, die frische Luft einzuatmen und mich etwa eine halbe Stunde zu generieren, als es plötzlich anfängt kühl zu winden und von der anfänglichen Wärme nichts mehr zu spüren ist. Ich blicke auf zum Himmel und sehe gerade trübe, graue Wolken aufziehen. Auf der Bank ist es mir jetzt im Durchzug zu ungemütlich, also wieder den Rucksack auf und in den Ort Ohlstadt hinein.
Hier findet sich noch eine Bank im Windschatten, auf der ich jetzt die Pause nachholen will und dabei das Wetter beobachte, ob es doch umschlagen sollte. Noch befände ich mich in der Nähe eines Bahnhofs, sollte es plötzlich anfangen zu regnen. Der Wetterbericht sagt zwar noch nein, aber in den Bergen weiß man nie.
Die grauen Regenwolken verschwinden so schnell sie auch aufgetaucht sind und die Sonne gewinnt wieder die Oberhand. Im Nu sind die Temperaturen auch wieder nach oben gegangen und die nun einkehrende Mittagshitze spüre ich auf der Haut. Hoffen wir, dass das letzte Stück des Wanderweges zwischen Ohlstadt und Eschenlohe durch den Wald gehen wird, so dass kühlender Schatten vorhanden ist.
Zunächst geht es jedoch unter der prallen Sonne aus Ohlstadt hinaus. Dabei bieten sich wieder schöne Aussichten. Dann endlich geht es in den Wald hinein und sogleich sinken die Temperaturen um einige Grade, es ist jetzt deutlich angenehmer zu laufen. Das Zwitschern der Vögel sorgt für musikalische Unterhaltung entlang des Weges. Das Sonnenlicht strahlt durch den Wald und lässt die Blätter der Bäume aufleuchten.
Mich wundert es schon sehr, wie einsam ich doch auf diesem Wanderpfad bislang unterwegs war. Kurz vor Ohlstadt traf ich bisher nur auf viele Radfahrer, die das schöne Radnetz zwischen Murnau und Garmisch-Partenkirchen zu nutzen scheinen, aber bisher bin ich kaum Wanderern begegnet. Erst hier im Wald treffe ich auf die ersten Wanderer, aber das sind wirklich wenige. Aber umso mehr kann man die Landschaft in Ruhe genießen.
Ein großer Stein erregt meine Aufmerksamkeit. Wie das Infoschild am Stein erklärt, handelt es sich hierbei um einen Grenzstein zwischen den Gemeinden Eschenlohe und Ohlstadt. Er trennte bis zur Säkularisation 1803 die zum Kloster Schlehdorf gehörende Hofmark Ohlstadt von Eschenlohe bzw. vom ettalischen Pfleggericht Murnau. Auf dem Grenzstein sind noch die Symbole der beiden Gebiete aus 1670 zu sehen. Die muss ich mir natürlich auch anschauen, bevor ich weiterlaufe.
Bald öffnet sich der Wald wieder und ich kann bereits mein Endziel Eschenlohe aus der Ferne erkennen. Bei dieser tollen Aussicht ist noch eine letzte Mittagspause drin, bevor der Endspurt startet. Jetzt hole ich mein noch eiskaltes alkoholfreies Radler aus dem Rucksack und den Salat, den ich mir zum Mittagessen mitgenommen habe und genieße das tolle Panorama, welches sich vor mir ausbreitet.
Nach der Pause werfe ich einen Blick auf die Bahn-App. In ca. 40 Minuten fährt die nächste Bahn von Eschenlohe zurück nach Murnau. Danach müsste ich wieder eine Stunde warten. Also heißt es nun Nonstop nach Eschenlohe zu wandern, denn es wäre schön, diese Bahn noch zu erwischen. Die Abzweigung und den Ausflug zum Heldenkreuz lasse ich links liegen, den kleinen Gipfel kann ich ein anderes Mal immer noch erklimmen. Nach 21 km freue ich mich mehr auf meine Hängematte daheim und den Blick auf die Zugspitze.
Ich erreiche Eschenlohe, quere die Brücke und komme pünktlich am Bahnhof an, um noch eine Fahrkarte zu ziehen, bevor die Bahn anrollt. Ich habe es geschafft. Die erste lange Etappe ist gemeistert und ging schneller als gedacht. Sie war zudem sehr erlebnisreich und macht Lust auf mehr.
Tipps Etappe 1:
- Streckenlänge: 21 km, Leistungskilometer: 25 km, Zuweg: Bahnhof Murnau & Eschenlohe ca. 1 km
- Gehzeit ohne Pause: ca. 5 Stunden
- Mäßig schwere Wanderung, überwiegend hügeliges Gelände, Mehrheitlich auf Forst- und geteerten Straßen.
- Vom Tourismusamt gibt es leider nur eine Übersichtskarte vom Spitzenwanderweg. Auf der offiziellen Spitzenwanderweg-Website gibt es auch keine digitale Wegekarte. Die beste Navigation ist daher hier.
- Wer morgens nicht so früh starten möchte, der kann bequem mit der Bahn auch an- und abreisen. Die Bahnen fahren stündlich vom Bahnhof Garmisch-Partenkirchen in Richtung München über Eschenlohe, Ohlstadt und Murnau. Vom Hotel am Badersee nimmt man den Eibsee Bus bis zum Bahnhof und steigt dann in die Regionalbahn.
- In Murnau kann man morgens noch im Supermarkt oder beim Bäcker in der Fußgängerzone eine Brotzeit kaufen, die man dann auf dem Weg genüsslich verzehrt.
- In Ohlstadt als auch in Eschenlohe gibt es Restaurants zur Einkehr.
- Für wen die Etappe zu lang ist, der kann diese auch teilen und in Ohlstadt aufhören und von dort wieder anfangen bis nach Eschenlohe.
- Die Etappe kann man das ganze Jahr über laufen, selbst im Winter wäre es möglich. Im Sommer unbedingt Sonnencreme verwenden, eventuell auch einen Hut tragen, da weite Teile über offenes Terrain führen. Mückenspray nicht vergessen.
Zur Etappe 2: Von Eschenlohe nach Garmisch-Partenkirchen
Der Spitzenwanderweg: Alle Etappen auf einen Blick
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