Karibische Ausblicke, Seeungeheuer, verborgene Goldschätze und ein malerischer Weg zum Kennen lernen am Walchensee.
Tourensteckbrief
Schwierigkeitsgrad: leicht
Streckenlänge: 6,5 km
Aufstiege: 70 m
Abstiege: 70 m
Meine Mutter ist mal wieder zu Besuch in Grainau und das Wetter zeigt sich von seiner besten Seite. Der Frühling steht auf seinem Höhepunkt, auf den Wiesen blühen zahlreiche Frühlingsblumen, während auf den höchsten Gipfeln noch immer Schnee liegt. An diesem wunderschönen Tag unternehmen wir eine gemütliche Wanderung am Walchensee, der nur 37 km vom Hotel am Badersee entfernt liegt. Nach einem reichhaltigen Frühstück sind wir am Morgen bereit für unsere kleine aber feine Runde am Walchensee.
Mit dem Auto geht es zunächst an Garmisch, dann an Partenkirchen vorbei in Richtung Innsbruck bis zur Abzweigung bei Krün, wo es dann auf die B11 nach Wallgau geht. Am Gasthaus und Strandbad Einsiedl parken wir das Auto, schnallen einen Rucksack um und marschieren los.
Am Strandbad stehen am Morgen die Tretboote noch in Reih und Glied, doch schon bald werden die ersten Gäste eintrudeln, die mit den Booten raus auf den See wollen. Wenn man den See per Tretboot erkunden möchte, dann braucht man schon ordentliche Kraft in den Beinen, denn der Walchensee ist nicht nur einer der tiefsten (max. Tiefe 190 m), sondern auch einer der größten (16,40 km²) Alpenseen Deutschlands. Unser Weg verläuft die ersten Hundert Meter malerisch entlang des Seeufers, dann geht es an der Halbinsel Zwergern geradeaus weiter.
Rechts und links des Weges verzaubern uns die Wiesen, auf denen zu dieser Jahreszeit Hunderttausende verschiedene Blumen blühen und so einen bunten Teppich bilden. Das strahlende Gelb der Dotterblumen ist sehr dominant und leuchtet uns aus dem Horizont entgegen. Der Frühling ist einfach eine wunderbare Zeit. Nach dem Winter mit seiner weißen Pracht (auch diese Jahreszeit ist natürlich in den Bergen traumhaft schön), ist der Frühling ein Wiedererwecken der Natur. Alles wirkt nach dem Winter frisch und neu vor. Die bunten Farben bringen Freude ins Leben, die warmen Temperaturen sorgen für ein Wohlgefühl auf der Haut.
Bevor wir die Halbinsel umrunden, lohnt ein Abstecher zur kleinen Kapelle St. Margareth, die an der Spitze der Halbinsel steht. Die Kirche wurde im Auftrag der Augustiner-Chorherren des Klosters Schlehdorf erbaut und am 01.08.1344 durch einen Vertreter des Bischofs von Freising geweiht. Einmal im Monat soll hier eine heilige Messe zelebriert werden. Um 1670 wurde die Kirche barockisiert, die Fenster wurden entsprechend vergrößert und der heutige Altar aufgestellt. Der Zwiebelturm kam um 1778 bei weiteren Umbaumaßnahmen dazu. In der Zeit der Säkularisation wurde die Kirche jedoch als „entbehrlich“ eingestuft, am 10.06.1807 von drei Bauern aus Zwergern ersteigert, unter der Auflage, sie nicht als Kapelle zu verwenden. Jedoch dauerte es nicht lange, bis wieder Gottesdienste in der kleinen Kirche gefeiert wurden. Dies geschah im Jahr 1819. 1902 wurde die Kirche von den Nachkommen der drei Bauern an den Freitstaat Bayern abgetreten.
Wieder nah am Ufer ist es ganz schön windig, zur Freude der zahlreichen Kite- und Windsurfer, für die der Walchensee ein Wassersportmekka ist. Von dem kleinen Sandstrand am Rande der Kapelle St. Margareth schauen wir den Wassersportlern eine Weile zu. Bei den starken Winden zeigen die Kite-Surfer ihre Künste mit teils sehr hohen Sprüngen. Das der Walchensee auch gerne mal mit der Karibik verglichen wird, liegt an dem türkisblauen Wasser, das sich vor einem weißen Sandstrand ausbreitet. Wenn die Berge nicht im Hintergrund aufragen und statt Laubbäume hier Palmen stehen würden, dann könnte man wirklich meinen, man wäre an einem Karibikstrand. Wir trennen uns aber nun wieder von diesem magischen Blick, denn der Wind lässt die sonst warmen Frühlingstemperaturen im Nu verschwinden und eine Gänsehaut bildet sich auf unseren nackten Armen.
Während heute Einheimische und Gäste den Walchensee als Wassersportidyll vor allem in den Sommermonaten wahrlich genießen, hatten die früheren Bewohner der umliegenden Ortschaften eher Respekt und Ehrfurcht vor dem See, denn sie waren davon überzeugt, dass ein Ungeheuer auf dem Grund des Sees hauste. Eine Sage erzählt, dass der Schweif des Wallers riesig und seine Augen so groß wie Wagenräder waren. Wenn sich Gottlosigkeit und Untugend unter den Menschen verbreiten sollte, dann würde er mit seinem Schweif den Kesselberg durchschlagen und das ganze Unterland bis nach München überschwemmen. Noch bis ins 18. Jahrhundert war es üblich, geweihtes Gold an der tiefsten Stelle des Sees zu versenken, um den Waller zu besänftigen. Offensichtlich mit Erfolg, denn einen Wasserdurchbruch hat es nie gegeben, bis vor knapp 100 Jahren der Kesselberg von Menschenhand durchschlagen wurde. Ich bin mir sicher, dass das Gold auch nicht mehr an der tiefsten Stelle des Sees liegt. Nachdem der Kesselberg durchschlagen wurde, war es dann wohl auch mit dem Glauben vorbei und wer weiß wie viele auf den Grund des Sees getaucht sind, um das Gold wieder zu bergen. Aber vielleicht ist ja doch noch etwas übrig, wer weiß das schon? Wer Lust und Laune hat, der kann ja mal abtauchen und schauen, ob er Glück bei der Schatzsuche hat.
Aber nicht nur in den frühen Jahrhunderten wurde Gold im Walchensee versenkt, auch Nazigold soll hier irgendwo um Einsiedl herum noch immer verborgen sein. Wer bei Google den Walchensee in Verbindung mit Gold eintippt, findet hierzu einige sehr interessante Artikel. So wurden im April 1945, nachdem Berlin vor der Kapitulation stand, drei Transporte in den Süden losgeschickt, um zumindest einen Teil der letzten Reserven der Deutschen Reichsbank in den bayerischen Bergen um den Walchensee in Sicherheit zu bringen, darunter auch geschätzte 12 Tonnen Gold. Die Amerikaner fanden durch ihre Bemühungen und deutsche Agenten nur 9,1 Tonnen. Wo also der Rest geblieben ist, darüber wird bis heute spekuliert. Also, wer hat Lust auf Schatzsuche zu gehen?
Kleine Kapellen, Marienbilder und das Klösterl St. Anna zeugen hingegen von der christlichen Vergangenheit des Walchensee. Die Klöster Benediktbeuern und Schlehdorf stellten schon 740 n. Chr. erste Besitzansprüche an den Walchensee aufgrund des Fischreichtums. Bis zur Säkularisation 1803 war der See im Besitz der beiden Klöster, wobei das Kloster Benediktbeuern über die größeren Rechte verfügte. Das Klösterl St. Anna, welches wir nun auf unserem weiteren Fußmarsch passieren, ist ein ehemaliges Kloster der Hieronymiten, das 1725 aufgelöst wurde und an das Kloster Benediktbeuern ging. Nach der Säkularisation ging es in den Besitz des bayerischen Staates und diente bis in die 1960er Jahre als Wohnhaus für den Pfarrer und Lehrer von Walchensee. 1979 erwarb es die Diözese Augsburg, ließ es restaurieren und nutzt es heute als Jugendbildungshaus. Viel ist vom dem ehemaligen Kloster und heutigen Jugendbildungshaus nicht zu sehen, die Kapelle kann man während des Sommers an Sonntagen besichtigen. Da heute aber kein Sonntag ist, bleibt diese für uns verschlossen.
Bevor wir in die Ortschaft Walchensee gelangen, heißt es für uns nach links abbiegen, damit wir zurück zu unserem Startpunkt gelangen. Durch einen lichtdurchfluteten Wald geht es nach einer Weile im Zickzack bergauf, bis wir die Höhe des Katzenkopf erreichen, von dem es dann wieder hinab geht und wir wieder am Gasthaus Einsiedl auskommen. Während es am Morgen noch recht ruhig war, ist der Parkplatz nun voll geparkt und wie zu erwarten war, stehen auch nur noch wenige Tretboote am Bootssteg. Wir geben unseren Parkplatz den nächsten Besuchern des Walchensees frei und überlegen uns, wo wir nun an diesem schönen Tag ein genussvolles Mittagessen mit Aussicht genießen können. Meine Mutter war hochzufrieden mit dieser Tour, was mich ebenfalls glücklich schätzt, denn so konnte ich ihr eine weitere schöne Region in unserer Umgebung präsentieren.
Tipps & Infos:
- Anreise mit dem Auto: Vom Hotel am Badersee fährt man zunächst in Richtung Bahnhof, dann am Rathausplatz rechts den Schildern der B2 in Richtung Innsbruck folgen. Bei Krün geht es dann auf die B11 bis zum Walchensee.
- Anreise mit dem öffentlichen Nahverkehr: von der Bushaltestelle des Hotel am Badersee fährt man mit dem Eibseebus bis zur Haltestelle Rathaus in Garmisch-Partenkirchen. Dort steigt man in den Bus 9608, der bis zur Ortsmitte Walchensee fährt (ca. 1:51 Fahrzeit, Fahrplan erhältlich auf www.bahn.de). In diesem Fall beginnt man die beschriebene Runde in die entgegengesetzte Richtung.
- Radtour zum Walchensee: Mit dem E-Bike gelangt man ebenfalls bequem vom Hotel am Badersee aus zum Walchensee (s. Blog). E-Bikes sind im Hotel erhältlich.
- Parkplätze: Die Parkplätze am Gasthaus Einsiedl sind sehr gering. Entsprechend früh starten.
- Bergwandern: Der Walchensee ist Startpunkt für zahlreiche Wanderungen, u.a. zum Heimgarten (1.110 hm), Herzogstand (1.290 hm), auf den Simetsberg (1.050 hm) und zum Jochberg (720 hm).
- Badeplätze gibt es in den Orten Walchensee, Urfeld und Einsiedl, auf der Halbinsel Zwergern, zwischen Urfeld und Sachenbach sowie am Walchensee-Südufer
- Bootsverleih gibt es am Gasthaus Einsiedl und in der Ortschaft Walchensee (auch SUP)
- Einkehrmöglichkeiten: In der Ortschaft Walchensee gibt es mehrere Restaurants und Cafés, am Parkplatz Einsiedl befindet sich das Gasthaus Einsiedl
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